Universit?t Bamberg

Studierende der Arabistik lernen unter anderem die arabische Sprache und Literatur kennen.

Jürgen Schabel/Universit?t Bamberg

Lale Behzadi ist Professorin für Arabistik und kennt die Chancen und Herausforderungen eines kleinen Faches.

- Patricia Achter

Arabistik: kleines Fach mit gro?er Wirkung

29 kleine F?cher der Universit?t Bamberg stellen sich ?ffentlich vor

Das Wintersemester 2019/2020 steht an der Universit?t Bamberg unter dem Motto Kleine F?cher – kulturelle Vielfalt. Die sogenannten kleinen F?cher zeigen der ?ffentlichkeit, warum sie gesellschaftlich relevant und wissenschaftlich exzellent sind. Am 24. Oktober 2019 startet die Ringvorlesung im Rahmen der Kleine F?cher-Wochen. Ein kleines Fach an der Universit?t Bamberg ist beispielsweise die Arabistik. Welche Chancen und Herausforderungen dieses Fach bietet und warum es die Gesellschaft bereichert, erl?utert Dr. Lale Behzadi, Professorin für Arabistik.

Stellen Sie die Arabistik bitte kurz vor?

Lale Behzadi: Die Arabistik besch?ftigt sich mit Sprache, Literatur und Kultur der arabischen Welt in Vergangenheit und Gegenwart. Es gibt einen fast unüberschaubaren Reichtum an arabischen Schriften: Gedichtsammlungen, Essays, philosophische Abhandlungen. In der Forschung k?nnen weitere Perspektiven einflie?en, zum Beispiel ein politischer Fokus. Die Menschen in arabischsprachigen L?ndern sind von vielen Faktoren gepr?gt, nicht nur vom Islam: von Sprache, Geschichte, sozialen Verh?ltnissen, Kunst. Für diese vorhandene Vielfalt sensibilisiert die Arabistik.

Warum ist die Arabistik für unsere Gesellschaft eine Bereicherung?

Ich finde, dass jedes Fach, das Wissen vermittelt und neue Perspektiven er?ffnet, eine Bereicherung für die Gesellschaft ist. Meine Erfahrung ist, dass die Arabistik in der ?ffentlichkeit immer bekannter wird. Das liegt auch daran, dass uns die Ereignisse im Nahen und Mittleren Osten st?rker betreffen, nicht zuletzt durch die Migrationsbewegungen. Menschen, die Arabisch sprechen, historische Entwicklungen und kulturelle Besonderheiten arabischer L?nder kennen, haben eine wichtige Scharnierfunktion. Wir k?nnen übersetzen, erkl?ren, vermitteln. Immerhin ist Arabisch die Muttersprache von über 300 Millionen Menschen. Zudem ist die europ?ische Geschichte ganz eng mit der arabischen verknüpft.

Warum haben Sie sich pers?nlich dafür entschieden, unter anderem Nahostwissenschaften, Germanistik und Arabistik zu studieren?

Mein Interesse an Fremdsprachen und Literatur war sehr stark, dazu kam mein famili?rer Hintergrund. Ein wichtiges Motiv war auch die Horizonterweiterung, die ich mir davon versprochen habe.

Jetzt sind Sie die einzige Professorin für Arabistik an der Universit?t Bamberg. Welche Chancen sehen Sie darin?

Zun?chst ist mir wichtig zu sagen: Dass es das Fach als eigenst?ndige Disziplin an der Universit?t Bamberg überhaupt gibt, ist eine gro?e Chance. Die Arabistik ist in Deutschland sehr selten als eigenst?ndiges Fach vertreten. Zugleich bin ich auch nicht ganz allein, weil ich in das Institut für Orientalistik eingebunden bin. Das ist sehr gut, weil es Gemeinsamkeiten mit den Nachbardisziplinen gibt, etwa mit der Islamwissenschaft oder Iranistik. Der neue Masterstudiengang Kulturwissenschaften des Vorderen Orients ist ein Beispiel für unsere Zusammenarbeit.

Wo sehen Sie Herausforderungen Ihres Faches?

Es ist eine Herausforderung, mit wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel abzudecken. Neben meinem eigenen Forschungsschwerpunkt bin ich immer auch Generalistin dieses Faches, damit die Studierenden die ganze Bandbreite dieses Forschungsfeldes kennenlernen. Wir sprechen hier von einer Region, die von Marokko bis Irak reicht und seit über 1.400 Jahren Texte produziert. Das w?re, als ob es im Fach Europawissenschaft eine einzige Professorin g?be. Ich versuche, das Beste daraus zu machen.

Wie sollte sich die Arabistik in den n?chsten Jahren aus Ihrer Sicht weiterentwickeln?

Ein konkretes Ziel ist, dass ich die Didaktik des Arabischen als Fremdsprache gerne als wissenschaftliche Teildisziplin etablieren m?chte. Wir haben vor ein paar Jahren in Bamberg und Nürnberg begonnen, Arabisch als Schulfach zu testen. Das Projekt begleiten wir gemeinsam mit dem Bamberger Lehrstuhl für Schulp?dagogik wissenschaftlich. Au?erdem soll die Zusammenarbeit mit Hochschulen in arabischen L?ndern, einer direkten Nachbarregion Europas, weiter ausgebaut werden.

Was halten Sie davon, dass es an der Universit?t Bamberg so viele kleine F?cher gibt?

Sogenannte kleine F?cher besch?ftigen sich oft mit Themen und Regionen au?erhalb unserer unmittelbaren Wahrnehmung. Oder sie erproben neue Wege und Methoden. Wie sollten neue Erkenntnisse entstehen, wenn man keine Professuren für noch nie dagewesene F?cher einrichtet? Indem sich die Universit?t Bamberg zu den kleinen F?chern bekennt, zeigt sie, dass sie auf die Herausforderungen der Globalisierung und des digitalen Wandels vorbereitet ist. Gemeinsam mit der starken Lehrerbildung in Bamberg tragen wir das Spezialwissen der kleinen F?cher in die Gesellschaft. Die ?gro?en“ und ?kleinen“ F?cher arbeiten hier sehr gut in Lehre und Forschung zusammen. Kleine F?cher sind also kein Luxus, den sich die Universit?t Bamberg leistet, sondern eine richtige St?rke!