Bericht ¨¹ber das 3. Netzwerktreffen ?J¨¹dische Friedh?fe in Franken¡° am 17. April 2024

Seit Fr¨¹hjahr 2023 veranstaltet die Judaistik der Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg zusammen mit dem Johanna-Stahl-Zentrum f¨¹r j¨¹dische Geschichte und Kultur in Unterfranken zweimal im Jahr das Netzwerktreffen ?J¨¹dische Friedh?fe in Franken¡°. Das dritte Netzwerktreffen fand am 17. April 2024 von 15-18 Uhr an der Universit?t Bamberg statt und widmete sich dem Thema der Finanzierung von Friedhofsprojekten.

Im ersten Teil der Veranstaltung stellten sich verschiedene Projekte zu j¨¹dischen Friedh?fen in Kurzvortr?gen vor. Im zweiten Teil wurden in zwei ausf¨¹hrlichen Impulsvortr?gen die Herausforderungen der Finanzierung diskutiert. Besonders deutlich wurde dabei die Bedeutung des Engagements von Ehrenamtlichen sowie die Wichtigkeit von Vernetzung und Erfahrungsaustausch zwischen lokalen Forschenden, Ehrenamtlichen, Interessierten, politisch Verantwortlichen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sowie Initiativen und Institutionen. Wir freuen uns sehr, dass diese gut besuchte Veranstaltung eine weitere Plattform f¨¹r die Vernetzung aller Interessierter bieten konnte.

Kurzpr?sentationen von sechs Projekten zu j¨¹dischen Friedh?fen in Franken

Im ersten Teil der Veranstaltung stellten sich sechs Projekte zum Thema J¨¹dische Friedh?fe in Franken vor. Die Reihe wurde eingeleitet durch das Akademieprojekt Steinerne Zeugen digital - Deutsch-j¨¹dische Sepulkralkultur zwischen Mittelalter und Moderne (Prof. Dr. Susanne Talabardon und Dr.-Ing. Tobias Arera-R¨¹tenik), das die interdisziplin?re Arbeit der hebr?ischen Epigraphik, aber auch der Digitalen Denkmaltechnologien und der Bauforschung erl?uterte. Im Zusammenhang damit wurde auch auf zwei Online-Angebote der Judaistik Bamberg hingewiesen: Die ?Bamberger Grabsteinsprechstunde¡° und ?Hebr?isch f¨¹r Einsteiger¡°, welche Interessierten einen Einstieg ins Lesen hebr?ischer Grabsteine vermitteln soll. Darauf folgte das Projekt J¨¹dische Kleinfriedh?fe (Dr. Wolfgang Hegel) mit dem Beispiel des j¨¹dischen Friedhofs in Aufse?, der bald digitalisiert zur Verf¨¹gung stehen wird.Im folgenden Projekt Grabbuch Kleinbardorf (Florian Leubner) wurde ein Einblick in die herausfordernde Arbeit, hebr?ische Kursive aus Archivbest?nden des 18. ¨C 20 Jahrhunderts zu lesen, gegeben. Den Abschluss des ersten Teils bildeten das am Bayerischen Landesamt f¨¹r Denkmalpflege angesiedelte Projekt Bet Olam - J¨¹dische Friedh?fe in Bayern (Susanne Klemm), das im Zusammenarbeit mit zahlreichen lokalen Initiativen arbeitet, sowie das deutschlandweite Verbundprojekt Net Olam - J¨¹dische Friedh?fe im Fokus von Antisemitismus und Pr?vention (Elisabeth Singer-Brehm), dessen Ziel es ist, die Friedhofssch?ndungen der letzten 80 Jahre zu erforschen und daraus Schutzkonzepte zu erarbeiten. Erst im M?rz 2024 gr¨¹ndete sich hierzu ein Kompetenznetzwerk aus lokalen Akteuren. Die Kurzvortr?ge lieferten die M?glichkeit, Einblick in verschiedenste laufende Projekte im Zusammenhang mit j¨¹dischen Friedh?fen in Franken zu bekommen.

3. Netzwerktreffen: Finanzierung von Friedhofsprojekten

Der zweite Teil des Treffens wurde durch ein Gru?wort von Dr. Ludwig Spaenle, dem Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, eingeleitet. Er w¨¹rdigte besonders das Engagement der zahlreichen Ehrenamtlichen und betonte noch einmal, wie wichtig es ist, in der Gesellschaft ein Bewusstsein f¨¹r die Pr?senz j¨¹dischen Lebens und dessen Beitrag an der fr?nkischen Kultur zu schaffen.

Im Anschluss gab es zwei Impulsvortr?ge zu den bisherigen Erfahrungen mit der Finanzierung von lokalen Friedhofsprojekten. Zun?chst sprach Daniela Pietsch von der Gemeinde Baiersdorf zu den ?Perspektiven einer Kommune¡°.

Perspektiven einer Kommune: Der j¨¹dische Friedhof in Baiersdorf

Der j¨¹dische Friedhof in Baiersdorf mit etwa 1200 Grabsteinen ist in der Datenbank juedische-geschichte-baiersdorf.de dokumentiert. Diese Datenbank wurde ¨¹ber einen Zeitraum von sieben Jahren aufgebaut und stellt das Endprodukt einer vor allem ehrenamtlichen Forschungsarbeit dar, die sich mit der allgemeinen Erforschung der j¨¹dischen Geschichte in Baiersdorf befasste.

Die eigentliche Friedhofsdokumentation lief von 2013-2020 mit der Beteiligung von nicht nur lokalen Akteuren, sondern auch dem BLfD, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Studierenden der Denkmalpflege der Universit?t Bamberg. Dabei war die Frage der Finanzierung stets pr?sent. Gelder wurden u.a. bei der Stadt- und Bezirksverwaltung angefragt. Insbesondere der Stadtrat bewilligte jedes Jahr Geldmittel f¨¹r das Projekt.

Neben Durchhalteverm?gen und regelm??iger Kommunikation mit allen Beteiligten sei allerdings vor allem eine Sache ausschlaggebend f¨¹r den erfolgreichen Abschluss des Projekts: Nach der Beobachtung von Frau Pietsch muss es dabei eine koordinierende Person geben, die den Fortschritt der Arbeit dokumentiert und alle Beteiligten vernetzt. Dazu geh?rten u.a. j¨¹dische Nachfahren aus der ganzen Welt, Ehrenamtliche sowie 188betÑÇÖÞÌåÓý±¸ÓÃ_188ÌåÓýƽ̨-Ͷע*¹ÙÍøe zu bestehenden Initiativen und Einrichtungen. Abschlie?end betonte Frau Pietsch, dass die Arbeit von ehrenamtlichen etwa 40% der gesamten Dokumentationsanstrengung ausmache und daher gesch?tzt werden sollte.

Finanzierungschance LEADER!?: Erfahrungen mit dem EU-F?rderprogramm

Das EU-F?rderprogramm LEADER f?rdert Projekte von Privatpersonen und Organisationen auf lokaler Ebene im Zusammenhang mit der Entwicklung des l?ndlichen Raums. Auf dieser Basis k?nnen auch Friedhofsprojekte finanzielle Unterst¨¹tzung bekommen. Von ihren Erfahrungen mit der ?Finanzierungschance LEADER!?¡° berichteten abwechselnd Sarah K?nig vom Museum Treuchtlingen und Georg Schirmer vom F?rderkreis Ehemalige Synagoge Laudenbach e.V.

Ausgangssituation

Frau K?nig erl?uterte die Ausgangssituation am Gemeindefriedhof Treuchtlingen mit etwa 295 erhaltenen Grabsteinen ab dem Jahr 1793, die in Zusammenarbeit mit dem BLfD dokumentiert wurden. Die Initiative wurde vom Arbeitskreis 9. November angesto?en und f¨¹hrte zu einer erfolgreichen wissenschaftlichen Dokumentation, einer Datenbank und der Ver?ffentlichung einer Brosch¨¹re. Neben der wissenschaftlichen Dokumentation des Friedhofs wurde au?erdem ein Rundgang entlang der Orte j¨¹dischen Lebens in der Stadt entwickelt.

Herr Schirmer berichtete ¨¹ber den Verbandsfriedhof Laudenbach mit etwa 2447 erhaltenen Grabsteinen und einer j¨¹dischen Gemeinde, die erstmals 1426 erw?hnt wurde. Bislang konnten alle Grabsteine durch ehrenamtliche Arbeit und die Unterst¨¹tzung eines F?rdervereins fotografiert werden. Unterst¨¹tzung bekam er von der Judaistik und der Digitalen Denkmaltechnologie der Universit?t Bamberg sowie dem BLfD. Dar¨¹ber hinaus liefen parallel Recherchen in Archiven, um j¨¹disches Leben anhand von Biografien f¨¹r Kinder und Jugendliche erfahrbar zu machen. Auch ein Netzwerk von lokalen Akteuren, darunter Heimatforscher, Archivare und Museen, ist bereits aktiv. Derzeit wird noch nach einem Projekttr?ger gesucht, der die Finanzierung ¨¹bernimmt. Ein erster LEADER-Antrag scheiterte, da die Anspr¨¹che von LEADER ¨¹ber eine einfache Dokumentation und ?bersetzung der Grabinschriftenhinaus gehen. Gew¨¹nscht wird vom F?rderprogramm auch eine breite ?ffentlichkeitsarbeit, die im Konflikt mit dem Friedhof als Ort der W¨¹rde und Totenruhe stehen k?nnte.

Schritte zum LEADER-Antrag

Frau K?nig berichtete von den einzelnen Schritten zum erfolgreichen LEADER-Antrag. Das Rahmenpapier f¨¹r das Vorhaben, den lokalen j¨¹dischen Friedhof zu dokumentieren, wurde ¨¹ber die Stadtverwaltung eingereicht. LEADER bewilligte einen F?rderzeitraum und einen F?rdersatz von 60% der ben?tigten Geldmittel. Eine Absprache mit Herrn Pollak stand an erster Stelle, gefolgt von der Kl?rung der Zust?ndigkeiten der Ehrenamtlichen und der Erstellung eines Kosten- und Finanzierungsplans, der sich auf etwa 100€ pro Stein belief. Die einzelnen Schritte umfassten:

  1. 188betÑÇÖÞÌåÓý±¸ÓÃ_188ÌåÓýƽ̨-Ͷע*¹ÙÍøaufnahme mit den ?rtlichen LAG-Koordinatoren
  2. Kl?rung der Rahmenbedingungen (F?rderzeitraum, F?rdersatz, F?rderbedingungen), Tr?gerschaft und Projektleitung
  3. Abstimmung mit dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden Bayern und dem Bayerischen Landesamt f¨¹r Denkmalpflege
  4. Kn¨¹pfen von Netzwerken
  5. Einteilung der Arbeiten in einen Zeitplan und einen Finanzierungsplan (Eigenmittel, LEADER-F?rderung, Drittmittel/Spenden)

Fazit

Beim Netzwerktreffen ist deutlich geworden, wie viele Faktoren in der Dokumentation und Erforschung von j¨¹dischen Friedh?fen zusammenflie?en. Was f¨¹r ein erfolgreiches Friedhofsprojekt notwendig ist, sind also Ausdauer, das Kn¨¹pfen von Netzwerken und Aufrechterhalten von 188betÑÇÖÞÌåÓý±¸ÓÃ_188ÌåÓýƽ̨-Ͷע*¹ÙÍøen sowie Kreativit?t und 188betÑÇÖÞÌåÓý±¸ÓÃ_188ÌåÓýƽ̨-Ͷע*¹ÙÍøfreudigkeit bei der komplexen Frage der Finanzierung. Unverzichtbar ist dabei auch der Beitrag von Ehrenamtlichen.

Bei diesen gemeinsamen Anstrengungen m?chte die Universit?t Bamberg im Rahmen ihrer M?glichkeiten Unterst¨¹tzung bieten und Sie ermutigen, die j¨¹dische Geschichte Ihrer Heimatregion zu erforschen.