Die Auswirkungen chronischen Alkoholkonsums auf die Kontrolle von Verhaltensreaktionen: Bedeutung für das Rückfallgeschehen

Projektleitung: Prof. Dr. Sabine L?ber

Kooperationspartner: Prof. Karl Mann & Prof. Herta Flor (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Universit?t Heidelberg), Dr. Barbara Richter (Psychiatrisches Zentrum Nordbaden, Wiesloch)

F?rderung: gef?rdert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (Sachbeihilfe)

Zeitraum: 2010-2013

Theoretischer Rahmen: Kognitive Defizite alkoholabh?ngiger Patienten durch die sch?digende Wirkung des Alkohols beziehungsweise infolge zahlreicher Entgiftungsbehandlungen sind h?ufig. Nichtsdestotrotz ist unser Verst?ndnis der Auspr?gung dieser Defizite und ihres Beitrags zur Entstehung von Rückf?llen begrenzt. In dem vorliegenden Projekt wurden verschiedene Bereich kognitiver Funktionen umfassend untersucht, neuronale Korrelate adressiert und die pr?diktive Funktion von Beeintr?chtigungen bezüglich des Auftretens von Rückf?llen untersucht.

Methode: Eine umfassende kognitive Testbatterie (Aufmerksamkeit, Ged?chtnis, kognitive Flexibilit?t, Inhibitionsf?higkeit) wurde alkoholabh?ngigen Patienten nach Abschluss der Entgiftungsbehandlung und gesunden Kontrollprobanden vorgegeben. Eine Teilmenge der Patienten und Gesunden nahm darüber hinaus an einer kernspintomographischen Untersuchung teil, in der ein Go-ngo-Paradigma mit alkohol-assoziierten Reizen vorgegeben wurde. Das Trinkverhalten der Patienten wurde in den folgenden sechs Monaten mittels Interviews und biologischer Alkoholismusmarker erfasst.

Ergebnisse: Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass Defizite der Inhibitionsf?higkeit (gemessen mittels einer Go-nogo-Aufgabe) ein zentraler Pr?diktor für den Rückfall nach Entzugsbehandlung sind. Patienten zeigen in dieser Aufgabe ferner bei vergleichbarer Verhaltensleistung wie gesunde Probanden Ver?nderungen in neuronalen Aktivierungsmustern, die auf eine Rekrutierung zus?tzlicher Hirnareale hinweisen. Ein Training der Inhibitionsf?higkeit, eventuell in Kombination mit einer Reizexpositionsbehandlung, erscheint aufgrund dieser Ergebnisse als vielversprechende Intervention. Dies sollte insbesondere für Patienten mit zahlreichen bisherigen Entzugsbehandlungen erwogen werden.

Publikationen:

Czapla, M., Baeuchl, C., Simon, J., Richter, B., Kluge, M., Friederich, H.-C., Mann, K., Herpertz, S., Loeber, S. (2017). Do alcohol-dependent patients show different neural activation during response inhibition than healthy controls in an alcohol-related fMRI go/no-go-task? Psychopharmacology, 234: 1001-1015.

Czapla, M., Simon, J. J., Richter, B., Kluge, M., Friederich, H.-C., Herpertz, S., Mann, K., Herpertz, S. C., Loeber, S. (2016). The impact of cognitive impairment and impulsivity on relapse of alcohol-dependent patients: implications for psychotherapeutic treatment. Addiction Biology, 21: 873-884.

Czapla, M., Vollst?dt-Klein, S., Fauth-Bühler, M., Best, E., Fix, M., Mann, K., Herpertz, S. C., Loeber, S. (2016). Response inhibition deficits: Reliability of alcohol-related assessment tasks. Sucht, 62: 203-215.

Czapla, M., Simon, J., Friederich, H.-C., Herpertz, S. C., Zimmermann, P., Loeber, S. (2015). Is binge drinking in young adults associated with an alcohol-specific impairment of response inhibition? European Addiction Research, 21:105-113.