Vorstellung der Preistr?gerinnen des Nachhaltigkeitspreises 2023 in der Kategorie Studium und Lehre: Dr. Dorothea Taube und Dr. Jana Costa

Im vergangenen Jahr wurden zum dritten Mal Auszeichnungen im Bereich der Nachhaltigkeit vergeben. Die von der Lyzeumsstiftung herausgegebenen Preise wurden in drei verschiedenen Kategorien - Forschung, Campusmanagement, Studium und Lehre - vergeben.
Die Preistr?gerinnen und Preistr?ger werden hier nun nacheinander vorgestellt.

Dr. Jana Costa und Dr. Dorothea Taube

Dr. Jana Costa (Lehrstuhl für Allgemeine P?dagogik und wiss. Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Lernumwelten und schulische Bildung am Leibniz-Institut für Bildungsverl?ufe) und Dr. Dorothea Taube (Lehrstuhl für Allgemeine P?dagogik) haben den Nachhaltigkeitspreis für ihr wiederholtes Projektseminar  ?Grundlagen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gewonnen, das sich auch dank der Kooperation mit der Initiative ?konsumkritische Stadtführung Bamberg“ als gewinnbringenden Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Bildungspraxis auszeichnet.

Gab es ein bestimmtes Ereignis was Sie zum Nachhaltigkeitsengagement gebracht hat?

JC: Es ist schwer das Engagement an einem biografischen Ereignis festzumachen. Vielmehr würde ich mein Engagement für Nachhaltigkeit als einen langen Prozess beschreiben, der sich fortlaufend weiterentwickelt und auch heute noch weiter ver?ndert. Erste Samen hierfür wurden bestimmt in der frühen Kindheit ges?t, wobei ich das Studium als meinen zentralen Entwicklungs- und Erfahrungsraum beschreiben würde. Durch die kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen (Macht-) Strukturen im Rahmen meines Soziologiestudiums hatte ich die M?glichkeit bestehende Verh?ltnisse immer wieder zu hinterfragen und in einem kritisch-konstruktiven Modus nach M?glichkeiten der Transformation zu suchen. Mit dem Eintritt in die Hochschulgruppe Change e.V. er?ffnete sich mir die gro?artige Chancen meine Gedanken, Ideen und ?berlegungen mit engagierten Menschen zu teilen und gemeinsam an spannenden (Bildungs-) Projekten zu arbeiten. Ich bin davon überzeugt, dass diese Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit mein Verh?ltnis zum Themenfeld gepr?gt und mich dazu motiviert hat, Lehre so zu gestalten, dass Studierende in meinen Seminaren Reflexionsimpulse erleben, um eigenen Welt-Selbst-Verh?ltnisse in Frage zu stellen. Mit dem Lehrkonzept, für welches wir ausgezeichnet wurden, haben wir versucht genau solche Impulse zu setzen. Dabei ging es nicht darum vordefinierte Denk- und Handlungsschemata zu vermitteln, sondern dazu anzuregen, darüber nachzudenken, wie man als P?dagog:in dazu beitragen kann, bestehende Strukturen zu überdenken und mit den Lernenden in ein konstruktives Gespr?ch über eine nachhaltige Zukunft zu kommen.

DT: Das ist bei mir ?hnlich. Ich habe schon früh in meiner eigenen Schulzeit Interesse an Fragen des gemeinsamen Miteinanders gehabt und mich in unterschiedlicher Weise durch gesellschaftlichen Engagement dazu weitergebildet und engagiert. Insbesondere w?hrend eines Auslandsjahres war das Kennenlernen und Erfahren unterschiedlicher Lebenskontexte und Lebensrealit?ten für mich eine sehr zentrale Erfahrung. Au?erdem finde ich es immer wieder spannend mit meinen eigenen Kindern und in meinem Arbeitskontext zu Nachhaltigkeitsthemen ins Gespr?ch zu kommen, weil so wie Jana Costa geschrieben hat, die Dinge oft gar nicht so leicht zu entscheiden sind. Sich in einer globalisierten Welt zurechtzufinden bedeutet für mich, die Komplexit?t nachhaltigkeits- und gerechtigkeitsbezogener Fragen zu sehen und F?higkeiten zu erlernen, damit gut und reflektiert umzugehen. Das ist auch für mich ein stetiger Lernprozess und seit vielen Jahren nun ein Thema mit dem ich mich gerne besch?ftige.

Was wünschen Sie sich für die Uni Bamberg in Bezug auf Nachhaltigkeit in der Zukunft?

Für die Universit?t Bamberg wünschen wir uns, dass sie ein Ort des kritisch-reflexiven Austausches über gesellschaftlich relevante Herausforderungen ist. Dabei geht es uns nicht darum, dass Forschung oder Lehre immer nach den richtigen Antworten sucht oder diese gar zu vermitteln versucht, sondern dass zun?chst einmal zentrale Fragen aufgeworfen, kontextualisiert und bearbeitet werden. Wir wünschen uns für die Zukunft, dass Lehrende mehr Zeit dafür haben, innovative Lehr-Lernformate zu gestalten, in denen disziplinenübergreifend und gemeinsam mit au?eruniversit?ren Akteur:innen über eine nachhaltige Zukunft diskutiert wird. 

Welchen Gewinn hat Ihre Aktivit?t für andere und wie kann ihr Projekt unterstützt und daran angeknüpft werden?

Unser Seminar ist ein Weg unter vielen, um Lehre weiterzuentwickeln und innovativ in ihrer Verzahnung mit au?eruniversit?ren Akteur:innen zu denken. Wir sind davon überzeugt, dass es an der Universit?t Bamberg zahlreiche spannende Lehrformate gibt, die in eine ?hnliche Richtung weisen. Welchen Gewinn hat nun unsere Aktivit?t für andere? Letztendlich kann unser Konzept m?glicherweise andere Lehrende dazu ermutigen, in ihren Veranstaltungen auch über den Tellerrand zu schauen. Dies erfordert vielleicht etwas mehr Engagement und Zeit, aber ist für die Etablierung einer zukunftsweisenden Lehrkultur an der Universit?t unabdingbar. Der Nachhaltigkeitspeis zeigt, dass ein entsprechendes Engagement auch wahrgenommen und wertgesch?tzt wird, wenngleich unser (zus?tzliches) Engagement auch auf zahlreiche strukturelle Hürden verweist, die einen entsprechenden Einsatz für die Lehre unwahrscheinlicher machen oder sogar entgegenstehen. So kommt der Lehre im wissenschaftlichen Alltagsgesch?ft nur ein verh?ltnism??ig geringer Stellenwert, neben Forschungst?tigkeiten, Publikationen und Drittmittelakquise, zu.