DFG-Projekt: Herrschaftspraxis, ?bergangsmanagement und Ged?chtnis einer geistlichen Korporation: Die Rezessbücher des Bamberger Domkapitels

Projektleitung:  Prof. Dr. Mark H?berlein
                            Dr. Andreas Flurschütz da Cruz

Bearbeiter:        Oliver Th. Kruk
                            Alissa Michalke

Laufzeit: 2021-2024

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Die Forschung zu den geistlichen Territorien im Alten Reich fokussiert sich bisher weitgehend auf die Bisch?fe als deren geistliche und weltliche Oberh?upter. Im Falle des Bistums Bamberg sticht zudem die Konzentration auf die Bisch?fe aus dem Haus Sch?nborn ins Auge. Mit diesem Forschungsstand kontrastiert die bislang vernachl?ssigte bzw. untersch?tzte Bedeutung der Domkapitel, die im frühneuzeitlichen Bamberg wie überhaupt im Reich h?ufig als retardierende Momente und Hemmschuhe auf dem Weg zu kirchlichen Reformen und moderner Staatlichkeit wahrgenommen werden. Das vergleichsweise geringe Interesse an den Domkapiteln hat auch dazu geführt, dass deren oft hervorragende Quellenüberlieferung, die es in Bamberg wie andernorts erm?glicht, Lücken in der bisch?flichen Kanzleiführung zu schlie?en, erst ansatzweise ausgewertet ist. Vor diesem Hintergrund beabsichtigt das beantragte Projekt, im Rahmen von zwei Dissertationen zentrale Phasen der Geschichte des Bamberger Domkapitels (1522–1622, 1753–1806) mittels innovativer praxeologischer Methoden der Herrschafts- und Verwaltungsgeschichte zu erschlie?en. Auf der Basis intensiver Vorrecherchen wurde die Hypothese entwickelt, dass das Domkapital nicht nur als Kontrollorgan und Mitregent der Bisch?fe fungierte, sondern durch die Wahrnehmung vielf?ltiger Herrschaftsrechte eine eigene Tradition von Schriftlichkeit auspr?gte, die das eigentliche, über die Episkopate der einzelnen Bisch?fe hinausreichende Ged?chtnis des Bistums verk?rperte. Diese kontinuit?tsstiftende Funktion tritt insbesondere in Zeiten der Sedisvakanz zutage, in denen das Domkapitel den ?bergang von einem Episkopat zum n?chsten gestaltete. Im Anschluss an die beiden Dissertationen soll in Kooperation mit dem an der Akademie der Wissenschaften zu G?ttingen angesiedelten Projekt "Germania Sacra" und weiteren Experten auf diesem Gebiet eine moderne Gesamtdarstellung zum Bamberger Domkapitel entstehen.