Unterirdische Anlagen des Bamberger Dombergs, Untersuchungen zur Rekonstruktion der hochmittelalterlichen Bebauung

Projekt

Im Zuge der Weiterführung des Inventars (Die Kunstdenkm?ler von Bayern) für das Weltkulturerbe Bamberg, seitens des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, steht derzeit der Bamberger Domberg im Fokus der Untersuchungen. In diesem Zusammenhang werden durch Mitarbeiter des Kompetenzzentrums in Kooperation mit der Inventarinitiative die Keller der einstigen Domherrenh?fe sowie andere unterirdische Bauwerke des Domberges erfasst, bewertet sowie kulturhistorisch und entwicklungsgeschichtlich eingeordnet.

Bedeutung

Der Domberg kann als die wichtigste Keimzelle betrachtet werden, die einst zur Stadtgründung Bambergs führte. Hier lag über viele Jahrhunderte der kulturelle Mittelpunkt der Stadt und die Machtzentrale des Fürstbistums. Obwohl dem Dom und den bisch?flichen Residenzen bislang gro?e Aufmerksamkeit zu Teil wurde, galt dies allerdings nicht für die alten Domkurien innerhalb dieser Burganlage. Seit der S?kularisation zweckentfremdet, umgebaut und teilweise abgerissen, führten doch einige Anlagen oder zumindest einige Bereiche derer bis dato einen baulichen ?Dornr?schenschlaf“. Es verwundert also nicht, dass grundlegende Erkenntnisse über diese Bauwerke allgemein und vor allem zu deren unterirdischen Anlagen bisher v?llig fehlen. Den in den Boden eingreifenden Bauwerken, wie Keller, Stollen, G?ngen, Sch?chten und Brunnen soll durch unser Projekt besondere Aufmerksamkeit zu Teil werden. Dabei stehen neben den zu erlangenden Erkenntnissen über die baugeschichtliche Entwicklung der Siedlungsstruktur der mittelalterlichen Domburg auch bauanalytische Betrachtungen einzelner Kurien im Blickfeld. Aufschlüsse über Baukonstruktionen und Substruktionen der Geb?ude, die vor allem im Untergrund zu erschlie?en sind, geben zudem wichtige Impulse für einen langfristigen Bauwerkserhalt, was natürlich auch dem Fortbestehen dieser mittelalterlichen Bausubstanz dient.

Methode und Technische Analyse

Im Zuge der laufenden Voruntersuchungen werden prim?r die einzelnen Objekte gesichtet, katalogisiert und kartographiert um einen ?berblick des derzeitigen Bestandes zu erlangen. Hierbei liegt der Schwerpunkt, der vorl?ufig noch als Prospektion zu bezeichnenden Untersuchungen, auf fotografische Dokumentation, dem Erstellen von Handskizzen und der Zusammenführung aller bisher bekannten Quellen. Die eigentlichen klassischen bauforscherischen Analysemethoden werden in dieser Untersuchung jedoch nicht au?er Acht gelassen. Individuell sollen sekund?r für einzelne herausragende Objekte formtreue Handaufma?e für Aufrisse, Grundrisse und Schnitte erstellt sowie durch Analysen von Steingefüge, Gesteinsart und Bearbeitung, Katalogisierung der Ziegelsteine, M?rtelanalysen, Dokumentationen der jeweiligen Gew?lbeformen, Befund?ffnungen etc. erg?nzt werden. Zudem müssen die einzelnen Aufma?e auch tachymetrisch vermessen werden um sie anschlie?end passgenau in das Bayerische Messnetz einzufügen. In Frage kommt in einzelnen F?llen zudem auch der 3-D Laserscan oder die SFM-Methode (Structure from Motion). So kann der Baubestand der unterirdischen Anlagen systematisch erfasst und für vergleichende, statistische und chronologische Studien herangezogen werden. Darüber hinaus k?nnen diese Analysen beispielsweise durch geowissenschaftliche Untersuchungen mittels Ramm- und Bohrsondierungen erg?nzt werden, um etwa H?henschichtenpl?ne und Gel?ndeschnitte zu erstellen. Da die Kurien zum gr??ten Teil entlang beziehungsweise auf den ehemaligen Domburgmauern stehen, sind Erkenntnisse über die einstigen topografischen Verh?ltnisse gerade an der Hangkante des Domberges nicht unwichtig. Abschlie?end werden die Ergebnisse in digitaler Form dargestellt und in Datenbanken archiviert um sie zudem kulturhistorisch, topographisch, funktional sowie technisch einzuordnen und zu bewerten. So entsteht eine umfangreiche Grundlage um, im Zusammenhang mit den Untersuchungen in den Kellern der Kurien und den vorgestellten analytischen Methoden, den Versuch zu starten ein ganzheitliches Bild des mittelalterlichen Domberges zu erstellen.

Projektziel

Ziel ist es in erster Linie einen angemessenen Beitrag zu Baugeschichte und Siedlungsverhalten beziehungsweise den Siedlungsstrukturen auf dem mittelalterlichen Domberg zu erlangen. Dies vor allem in Hinblick auf eine Rekonstruktion des hochmittelalterlichen Baubestandes sowie den baulichen Entwicklungen und Ver?nderung der einzelnen Domherrenh?fe im Wandel der Jahrhunderte, soweit noch feststellbar. Dies ist nicht unbedeutend, da mit dem Domberg ein urbaner Bereich vorliegt der vielleicht andere bauliche Prozesse erfuhr wie es für gew?hnlich innerhalb der mittelalterlichen Stadt anzunehmen ist. Darüber hinaus k?nnen auch Gef?hrdungen und Schwachstellen an der Geb?udesubstanz, die im Zuge der durchgeführten Analyse erkannt wurden und zur Sicherung des historischen Geb?udebestands notwendig sind, weitergetragen werden. Zudem sollte aber auch die M?glichkeit bestehen der Inventarisierungsinitiative des Landesamtes für Denkmalpflege, seitens des Kompetenzzentrums, durch die in diesem Projekt erarbeiteten Erkenntnisse, einen hilfreichen und erg?nzenden Beitrag zu leisten.

Ausblick

Die w?hrend des Projektes erbrachten baugeschichtlichen und bauforscherischen Ergebnisse k?nnen in das bereits existierende digitale 4-D Stadtmodell, ?Bamberg um 1300“ integriert werden. Somit kann die mittelalterliche Bebauung, insbesondere in ihren verschiedenen Bauphasen, virtuell rekonstruiert werden, dies im vorliegenden Fall natürlich ?rtlich begrenzt auf den Bamberger Domberg. Dadurch kann, neben den wissenschaftlich fundierten Analysen, anschaulich und leicht verst?ndlich Wissenstransfer an den Laien stattfinden, wovon auch das Welterbemanagement der Stadt profitieren k?nnte.