ScanGov: Gesundheit am Arbeitsplatz

Kurzbeschreibung

Projektart: SCRL-Testballon

Heutzutage gibt es viele M?glichkeiten, über Apps und smarte Technologien die eigenen T?tigkeiten zu erfassen, angefangen bei einfachen Schrittz?hlern bis zur Dokumentation k?rperlicher Abl?ufe wie der Herzfrequenz und dem Schlaf. Es ist jedoch noch wenig darüber bekannt, wie die Digitalisierung von Arbeitspl?tzen mit der Gesundheit von Besch?ftigten zusammenh?ngt. Wir m?chten daher in einer Studie Besch?ftigte in ihrem Büroalltag begleiten, um mehr über ihre t?glichen Belastungen herauszufinden. Dafür werden wir einerseits eine Smartwatch, die auf Gesundheitsaspekte zugeschnitten ist, und andererseits t?gliche Frageb?gen mit Bezug zur Arbeit und zum Wohlbefinden verwenden. Unser Ziel ist es, mit dieser kombinierten Studie die Zusammenh?nge von k?rperlichen und psychischen Belastungen bei Bamberger Besch?ftigten, insbesondere in Hinblick auf die Digitalisierung, besser zu verstehen. Wir wollen herausfinden, wie gute Arbeit gestaltet sein soll.

Beteiligte

Prof. Dr. Judith Volmer
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie
Prof. Dr. Daniela Nicklas
Lehrstuhl für Informatik, insbesondere Mobile Softwaresysteme/Mobilit?t – beratende Funktion

Laufzeit

01.07.2021 - 30.06.2022

Zielsetzung

Bei der Arbeit erleben Besch?ftigte sowohl positive (z.B. Zielerreichung, Lob) als auch negative Ereignisse (z.B. Konflikte, Zeitdruck) (Ohly & Schmitt, 2015; Volmer & Fritsche, 2016). Stressvolle Ereignisse sind negativ mit der Gesundheit und dem Wohlbefinden von Besch?ftigten verbunden (vgl. Sonnentag, 2015). Es gibt allerdings nur wenige Studien (Ilies et al., 2010; Stawski et al., 2013; Volmer & Fritsche, 2016), die psychologische und psychologische Ma?e miteinander kombinieren. Das ist allerdings unverzichtbar, da nur so ein vollst?ndiges Bild der Reaktionsmuster von Besch?ftigten auf Erlebnisse bei der Arbeit m?glich ist. Durch Digitalisierung ver?ndern sich die T?tigkeiten von Besch?ftigten. So kommt es zu weniger direkter, sozialer Interaktion, h?herem Aufkommen an E-mails und Führungsprozesse ver?ndern sich, da die Arbeitsflexibilisierung (z.B. Home-office, Topsharing) steigt. Das Ziel des vorliegenden Antrags ist, die tats?chlichen Belastungen und Beanspruchungen von Bamberger Besch?ftigten zu untersuchen und mit Hilfe von Online-Frageb?gen/Smartphones einerseits die t?gliche, psychische Belastung zu erfassen (z.B. emotionale Ersch?pfung, Affekt) und andererseits mithilfe einer SmartWatch und eines Sensors weitere, physiologische Ma?e, wie Herzratenvariabilit?t, Aktivit?t, Schlafdauer etc. zu messen. Das Ziel und der Nutzen des Projekts liegt in der Erfassung von Belastungen und Beanspruchungen im Arbeitskontext, der Untersuchung der Konvergenz verschiedener Ma?e und der Ableitung von Handlungsimplikationen.

Ergebnisse

Erste Auswertungen mit 50 Besch?ftigten verschiedener, Bamberger Unternehmen zeigen, dass die Digitalisierung stark verbreitet ist (d.h. hohe Nutzung von elektronischen Kommunikationsmitteln), Personen zu einem hohen Ausma? flexible Arbeitsbedingungen haben (z.B. Gleitzeit, Arbeit im HomeOffice) und auch Entgrenzung erleben (d.h. Arbeit nach Dienstende, Arbeit am Wochenende und im Urlaub). Besonders belastend war es für Besch?ftigte, wenn sie – gemessen an ihrem normalen Mittelwert – besonders viele Unterbrechungen in (Online-)Meetings erlebten, mehrere digitale Kan?le gleichzeitig nutzen (d.h. in Meetings parallel das Mobiltelefon) und sie mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigten. Je mehr Entgrenzung sie erlebten, desto weniger zufrieden waren die Besch?ftigten mit ihrer Arbeit. Gleichzeitig berichteten Personen an diesen Tagen mehr psychosomatische Beschwerden (z.B. Kopf- und Rückenschmerzen). Soziale Unterstützung durch Kolleg:innen und Führungskr?fte konnte die negativen Zusammenh?nge abpuffern. Gleichzeitig reduzierte eine berichtete erlebte Schlafqualit?t psychosomatische Beschwerden. Die SmartWatch und Sensordaten werden aktuell ausgewertet und über weitere Ergebnisse wird an dieser Stelle berichtet. Die Aufnahme physiologischer Daten mit den Sensoren und der SmartWatch kann als sehr gut bezeichnet werden, so dass valide Daten gesammelt werden konnten. Implikationen für die Forschung und Praxis werden abgeleitet.

Literatur:

Ohly, S., & Schmitt, A. (2015). What makes us enthusiastic, angry, feeling at rest or worried? Development and validation of an affective work events taxonomy using concept mapping methodology. Journal of Business and Psychology, 30, 15-35.

Sonnentag,S.(2015). Dynamics of well-being. Annual Review of Organizational Psychology and Organizational Behavior, 2,261–293.

Stawski,R.S.,Cichy,K.E.,Piazza,J.R., & Almeida,D.M.(2013). Associations among daily stressors and salivary cortisol: Findings from the National Study of Daily Experiences. Psychoneuroendocrinology 38, 2654–2665.

Volmer, J. (2022). Impulsvortrag Wirtschaftsclub Bamberg e.V.: Projekt ScanGov: Digitalisierung und Gesundheit im Arbeitskontext (19.09.2022).

Volmer, J. & Fritsche, A. (2016). Daily negative work events and employees' physiological and psychological reactions. Frontiers in Psychology, 7, 1711.