Verhüttungsversuch I in Wetzlar-Dalheim, Lahn-Dill-Kreis

Eisengewinnung im arch?ologischen Experiment

Die seit 2006 freigelegten Rennofenbefunde und Artefakte der Eisenproduktion in Wetzlar-Dalheim erlauben bisher im Detail unbekannt gebliebene Einblicke in Konstruktionen und Prozesse der ur- und frühgeschichtlichen Eisenverhüttung. Funde des ?rtlich anstehenden Roteisensteins, sowie gro?e Mengen  an Produktionsabf?llen in Form von Schlacken und nicht zuletzt sehr gut erhaltener ?berreste der aus Lehm errichteten Verhüttungs?fen der ?lteren Kaiserzeit boten so optimale Voraussetzungen um direkt an der Grabungsst?tte Wetzlar-Dalheim C86 einen an jenen Befunden orientierten Verhüttungsvorgang experimentell durchzuführen.

6 Studenten und Studentinnen arbeiteten unter der Versuchsleitung von Dr. Guntram Gassmann (ARGUS, Tübingen) und Prof. Dr. Andreas Sch?fer (Universit?t Bamberg) über 7 Tage an Lehmaufbereitung, Ofenaufbau (ca. 95cm obererdig), Erzgewinnung, -r?stung, - zerkleinerung, sowie Befeuerung, Beschickung und photographischer wie zeichnerischer Dokumentation des Versuchsvorganges und seiner Ergebnisse.  Insgesamt mussten dabei allein vier Tage für die Vorbereitungen des Schmelzprozesses aufgewendet werden.  Am sechsten Tag konnte nach Zerlegung des Ofens  die Entnahme eines etwa 15cm m?chtigen, tellerf?rmigen Schlackenklotzes (23,7 kg) und der darauf sitzenden Eisenluppe erfolgen.

Das Experiment erwies sich schon nach der Ofen?ffnung als erfolgreich - makroskopisch stimmten die Verhüttungsprodukte, die Schlacken ebenso wie die Befunde mit den arch?ologischen Vorbildern sehr gut überein.  Naturwissenschaftliche, materialkundliche Untersuchungen stehen noch aus, die Best?tigung dieser ersten Eindrücke ist jedoch zu erwarten.


Obwohl, oder gerade weil diese Ergebnisse des Experimentes bereits alle Erwartungen übertrafen, ergaben sich zahlreiche, weiterhin zu verfolgende Fragen. Kann beispielsweise von einem tempor?ren oder kontinuierlichen Einsatz eines (?) Blasebalges w?hrend des Verhüttungsvorganges ausgegangen werden? Wie wurden die auf der Ausgrabung dokumentierten, relativ geringen Wandungsst?rken der ?fen mit anstehendem Tonmaterial erreicht und konnte es zu einer mehrmaligen Nutzung dieser ?fen kommen? In der praktischen Rekonstruktion lassen sich viele Erkenntnisse durch die Variation prozesssteuernder Faktoren gewinnen, so will das Verhüttungsteam im Rahmen des Hessentags in Wetzlar (1.-10.6.2012) u. a. im Hinblick auf einen schlankeren Ofenaufbau und die Verwendung des Blasebalges Folgeexperimente durchführen.

Literatur

Aktuelle Literatur zu diesem Thema finden Sie hier(3.6 MB).

Verhüttungsexperiment 2015

Hier sind Impressionen des Verhüttungsexperiments 2015 zu sehen.