Projekttitel: Stuck und Fliesen. Techniken und ?sthetik des Baudekors im Iran (11.-14. Jahrhundert) aus arch?ometrischer und kunsthistorischer Sicht

Geldgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft – DFG

F?rderzeitraum: M?rz 2019 – M?rz 2022

Antragsteller: Prof. Dr. Lorenz Korn

Projektpartner: Art University of Isfahan, Iranian Cultural Heritage Handicrafts and Tourism Organization, Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien der Universi?t Bamberg

Projektmitarbeiter: Iman Aghajani M. A.; Ana Marija Grbanovic M. A.; Dr. Moslem Mishmastnehi

Stuck und Fliesen. Techniken und ?sthetik des Baudekors im Iran (11.-14. Jh.) aus arch?ometrischer und kunsthistorischer Sicht

Thema

Techniken und ?sthetik des Baudekors im mittelalterlichen Iran sind seit langem ein wichtiges Thema in der Islamischen Kunstgeschichte. Das Forschungsprojekt verfolgt einen neuen systematischen Ansatz, um zentrale Fragen auf diesem Gebiet zu bearbeiten. Mit Methoden der Kunstgeschichte und der Arch?ometrie sollen Informationen zu einer gr??eren Anzahl von Baudenkm?lern gesammelt und ausgewertet werden. Im Blickfeld stehen Bauwerke, die im 11.-14. Jahrhundert (unter der Herrschaft der Seldschuken und der Ilchane) errichtet oder ausgeschmückt wurden.

Stuck, Fliesen und Wandmalereien sind auf religi?sen und profanen Bauwerken gleicherma?en zu finden: Moscheen und Mausoleen, Pal?ste und Karawanserails sind damit dekoriert. Wenn auch die Ursprünge der Dynastien der Seldschuken und der Ilchane au?erhalb Irans lagen, so stützen sie ihre Herrschaft doch auf eine Infrastruktur, die im Iran – und damit in den islamischen Kulturen des Vorderen Orients – verwurzelt war. Kunst und materielle Kultur Irans in dieser Zeit entwickelten sich also aus einem gemeinsamen islamisch-iranischen Erbe. Unter beiden Dynastien konnten sich Kunst, Handwerk und Architektur reich entwickeln. Die mongolische Eroberung Irans, aus der die Ilchan-Herrschaft hervorging, wird oftmals als ein historischer Bruch dargestellt Jedoch fand die materielle Kultur des seldschukischen Iran ihre Fortsetzung unter den Ilchanen. Sie wurde nicht nur durch die Aktivit?ten der eingewanderten Herrscher gepr?gt, sondern ebenso durch einheimische Traditionen und durch die politischen Anliegen der lokalen iranischen Eliten.

Ziele des Forschungsprojekts

Das Hauptziel des Projekts besteht darin, die ?sthetik zu verstehen, die dem Baudekor der Seldschuken- und Ilchanzeit zugrunde lag. Vorausgesetzt wird, dass diese Oberfl?chendekorationen nicht nur einfach schmücken sollten, sondern klare Funktionen erfüllten, indem bestimmte Architekturelemente und Raumteile hervorgehoben wurden, um so beispielsweise die religi?se Bedeutung gebauter R?ume zu unterstreichen.

Eigenschaften von Funktion, Bedeutung und künstlerischen Verfahren bestimmten die ?sthetik des Baudekors. Das Konzept einer solchen ?sthetik des Baudekors umgreift gleicherma?en Künstler wie Handwerker, deren F?higkeiten in die Herstellung des Baudekors einflossen. Dabei stellt sich die Frage nach Hierarchien zwischen verschiedenen Materialien und Medien, und nach dem Verh?ltnis von ?sthetik, Funktion und der Rolle der Auftraggeber, jeweils auch in Bezug auf den architektonischen Kontext.

Material und Methoden

Etwa vierzig Bauwerke in verschiedenen Regionen Irans werden mit Blick auf Material und ?sthetik ihres überwiegend im Innern angebrachten Dekors untersucht. Die Feldforschung umfasst eine detaillierte Dokumentation (einschlie?lich des historischen Kontextes) und die Entnahme von Stuckproben, um Materialeigenschaften und eventuelle Farbfassungen zu bestimmen. Die Ergebnisse arch?ometrischer Analysen werden mit Informationen aus schriftlichen Quellen und Inschriften zusammengebracht, um die ?sthetik des Dekors in einen historischen Kontext zu bringen.

Auf diese Weise sollen regionale Eigenheiten, m?gliche Charakteristiken von Werkst?tten und deren Wanderungen, sowie die Herkunft von Materialien beleuchet werden. Schlie?lich soll es m?glich werden, deutliche Belege für die Datierung undatierter Stuckarbeiten zu liefern. Auf dieser Grundlage werden Funktion, ?sthetik und Bedeutung der Ensembles aus Stuck, Fliesen und Wandmalerei diskutiert.

Ergebnisse der Forschung k?nnen für die Konservierung besch?digter oder gef?hrdeter Baudenkm?ler genutzt werden. Beispiele sind die Moscheen von Haftshuya, Gar und Afin oder das Karwanserail von Ribat-i Mahi.

Mit der Forschung wird ein umfassenderes Verst?ndnis von Bauwerken des mittelalterlichen Iran m?glich. Der interdisziplin?re Ansatz verbindet Arch?ologie, Restaurierungswissenschaften und Kunstgeschichte.

Publikationen

(vgl. die einzelnen Homepages der Projektteilnehmer mit vollst?ndigen Publikationslisten)

  • Ana Marija Grbanovic and Richard Piran McClary, “On the Origins of the Shrine of ‘Abd al-Samad in Natanz: The Case for a Revised Chronology.” In print for Journal of the Royal Asiatic Society, (2020).
  • Ana Marija Grbanovic, “Beyond the Stylistic Idiosyncrasies: Notes regarding Identity and Mobility of Ilkhanid Stucco Craftsmen in Central Iran c. 1300,” In Print for Proceedings of 11th International Congress on the Archaeology of the Ancient Near East, ed. by , (2020).
  • Ana Marija Grbanovic, “Islamic Stuccos made Digital. Digitality and Studies of Islamic Art and Architec-ture.” In: Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften. DOI: 10.17175/sb003_004. (2018)
  • Ana Marija Grbanovic, “The Ilkhanid Revetment Aesthetics in the Buq?a Pir-i Bakran: Chaotic Exuberance or a Cunningly Planned Architectural Revetment Repertoire?” Muqarnas, An Annual on the Visual Cultures of the Islamic World 34 (2017): 43-83.
  • Lorenz Korn: “Mas?id-i ?āmi?-i Qurva: Bar-rasī va-pa?ūhi?-i mauridī barā-i mu?āla?a-i tārī?-i mi?mārī-i ?rān va-siyāsat-i ma?habī-i ahl-i sunnat dar qarn-i ?i?um-i hi?rī/qarn-i davāzdahum-i mīlādī”, in: Asar 77 (tābestān 1396 [= summer 2018]), pp. 83-96.
  • Moslem Mishmastnehi, “The Application of Crystallographic Interpretation on Technical Study of Gypsum-Based Historical Materials (Case studies of stucco decoration of Kuh-e Khwaja and Gypsum Mortars from Shadiakh and Alamut),” Journal of Research on Archaeometry 1:2 (2016), 1-14. (In Persian)
  • Moslem Mishmastnehi, and Parviz Holakooei, “Technological study of the gilded haft-rang tiles of the Imamzadih Ismail mausoleum in Qazvin, Iran,” Heritage Science 3: 15-19.

Tagungsbeitr?ge

Iman Aghajani and Moslem Mishmastnehi, “Stucco decoration in the Imamzada Abdullah in Kudzar (Markazi province, Iran): Art historical and archaeometric analyses”, A Carved History: New Researches on Medieval Iranian Stucco (8th – 14th c.) Online round table and conference, Institute of Iranian Studies, Austrian Academy of Sciences, 15 and 22 January, 2021 (online).

Ana Marija Grbanovic, “Carved Letters, Designs and Ornaments: Ilkhanid Stuccos and “Signatures” of their Craftsmen”, Inscriptions from the Islamic World, American University in Cairo, Cairo, 6-9 September, 2019.

Ana Marija Grbanovic, “Open access photo editing software for studies of Islamic Art”, Workshop on Digital Tools in Oriental Studies, Universities of Bamberg and Erlangen, 4 July, 2020 (online workshop).

Ana Marija Grbanovic, “Ilkhanid stuccoes in Iran c. 1300: Beyond the stylistic idiosyncrasies”, A Carved History: New Researches on Medieval Iranian Stucco (8th – 14th c.) Online round table and conference, Institute of Iranian Studies, Austrian Academy of Sciences, 15 and 22 January, 2021 (online).

Moslem Mishmastnehi, Tomasz Stawski, Satish Mayanna: "From gypsum crystals to archaeometric results: A crystallographic approach for understanding the production process of gypsum-based historical materials", Young Researchers in Archaeometry (YRA 2019 Paris), 23.09.2019.