Sprachschulen
2017 (Staatliche Landesuniversit?t Moskau)
?Не забудь и ты эти летние Подмосковные вечера?
Ein unvergessliches Highlight des Jahres 2017 war die Teilnahme an der Sommerschule der Staatlichen Landesuniversit?t Moskau. Zusammen mit 25 Studenten aus neun L?ndern verbrachten wir, Johannes, Janina und Paulina, drei Wochen in Moskau. Frau Dr. Malygin hat uns bei der Bewerbung für das Stipendium und bei Visafragen zur Seite gestanden. Dafür sind wir ihr sehr dankbar.
W?hrend des Aufenthalts kümmerten sich alle liebevoll und herzlich um uns, damit wir ausl?ndischen Gaststudenten einen angenehmen und sorglosen Aufenthalt verbringen konnten. Das Wachpersonal des Wohnheims freute sich jeden Tag auf die morgendliche Unterhaltung mit den Studenten und das Kantinenpersonal verpflegte uns mit k?stlichen Mahlzeiten und umsorgte uns stets mit mütterlicher W?rme.
Unsere Gastgeber haben sich bei der Organisation des kulturellen Programms sehr viel Mühe gegeben. Wir sahen alles, was man in Moskau gesehen haben muss: Angefangen mit dem historischen Zentrum der Stadt: dem Kreml mit seiner Rüstkammer und den Kathedralen, den angrenzenden Alexandergarten, den Manegenplatz und den Roten Platz mit der Basilius-Kathedrale. Wir unternahmen einen Ausflug nach Sergeijew Possad, wo wir das Dreifaltigkeitskloster, das zum UNESCO-Welterbe geh?rt, bewundern konnten. Bewundernswert waren auch die Kunstwerke in der Tretjakow-Galerie (neben der Eremitage in St. Petersburg eine der gr??ten und wichtigsten Kunstsammlungen Russlands). Wir sahen die alte Zarenresidenz Kolomskoje, das heute ein Freiluftmuseum ist. Eine etwas andere Perspektive auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt hatten wir w?hrend einer Bootsfahrt auf der Moskwa, passend untermalt von alten russischen Chansons. Au?erdem erhielten wir im Kosmonautenmuseum Einblick in die sowjetische Raumfahrt. An das Museum angrenzend befindet sich das Gel?nde der ?Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft“ mit dem pr?chtigen Brunnen der V?lkerfreundschaft. Diese feierten wir innerhalb unserer Gruppe mit gemeinsamer Freizeit im Gorki-Park und gemeinsamen Sommerabenden.
Neben dem kulturellen Programm gab es auch Unterricht, in dem uns die russische Seele und die russische Mentalit?t n?her gebracht wurde. Die Kurse waren auf die Sprachniveaus der Teilnehmer abgestimmt. Im Kurs ging es um das Verstehen gewisser Zusammenh?nge in der russischen Gesellschaft und des Lebens in Russland. Wir diskutierten über Gesellschaft, Politik, Kultur, Wirtschaft und Literatur. Die Kursleiter legten eine Menge Engagement und Spa? an den Tag. Wir Studenten lagen ihnen spürbar am Herzen. Sie legten sehr viel Wert darauf, dass wir m?glichst viel fürs Leben mitnehmen und einen wahren Einblick in die russische Seele bekommen.
Nach dem feierlichen Abschluss der Sommerschule, der Vergabe der Zertifikate und einem gemeinsamen Festessen hie? es Abschiednehmen von Moskau und von den neu gewonnen Freunden. Der Abschied fiel schwer, nachdem man die Stadt und seine Menschen ins Herz geschlossen hatte. Wir kommen ganz bestimmt zurück!
Johannes Kaufmann
2015 (Pu?kin-Institut Moskau)
Auslandssemester
Staatliche Universit?t Tomsk
Briefe aus Tomsk
Der erste Brief aus Tomsk – Vom sibirischen Wetter
Maria Luft
Sibirien ist vor allem dafür bekannt… kalt zu sein. Praktisch alle meine Bekannten, Verwandten und Freunde h?tten über meine Wahl, nach Tomsk zu gehen nicht erstaunter sein k?nnen. Mehr als einer hat mich gefragt, ob es da überhaupt jemals Sommer wird. An diese Begebenheit musste ich mich unwillkürlich erinnern, als ich Mitte August das Flugzeug verlie?, und 31 Grad und strahlenden Sonnenschein vorfand. Dieser hielt dann auch bis Mitte September an, was mich vor eine gro?e T-Shirt-Knappheit stellte. Wollpullis hatte ich natürlich genügend mit.
Etwa Mitte September ging dann aber doch der Herbst los, und Mitte Oktober fiel der erste Schnee. ?berrascht stellte ich dann aber Mitte Dezember bei minus 23 Grad fest, dass ich immer noch in (mehreren Lagen) Strumpfhosen herumlaufen konnte. Den Mythos von der ?trockenen K?lte“ hatte ich auch schon geh?rt und kann ihn jetzt offiziell best?tigen. Immerhin klingt es auch logisch – keine N?sse, die sich in Kleidung festsetzt bedeutet, dass diese auch zu 100% w?rmen kann… unangenehm wird es erst, wenn man sich feuchten Atem ins Gesicht pustet und auf einmal doch die Eisfaust V?terchen Frosts im Gesicht spürt. Ab minus 28/30 Grad kann ich empfehlen, beim Hinausgehen eine Skihose anzuziehen, damit l?sst sich auch das gut aushalten, falls man nicht zuf?llig gerade eine Stunde in der K?lte heruml?uft. Bisher war das k?lteste, was ich hier erlebt habe, minus 42 Grad – da gefriert einem schon mal gerne das Naseninnere und alle aus der Kleidung hervorlugenden Haare werden wei? vom Raureif. L?nger als eine halbe Stunde will man da auch nicht mehr an einem Stück laufen, aber ansonsten geht es.
Nun wird es schon wieder w?rmer und fast sommerliche Temperaturen treten auf (- 4 Grad: Himmel!). Es ist interessant zu beobachten, was nun mit dem ganzen Schnee passiert, der inzwischen baggerweise von den Stra?enr?ndern und Gehwegen entfernt wird. Der erste Tag, an dem ich wieder Gras unter meinen Fü?en hatte, ist auf jeden Fall mit einem dicken roten X im Kalender markiert. Mittlerweile ist es allerdings lebensgef?hrlich geworden, unter D?chern entlangzulaufen, von denen sich Schneelawinen oder Schlimmeres auf ahnungslose Fu?g?nger ergie?en k?nnen. Mit dem blauen Himmel kommen aber auch die legend?ren Sonnenunterg?nge wieder. Letztens habe ich mich mit einer kasachischen Freundin darüber gestritten, ob diese in Tomsk nun grandioser sind, als überall sonst, oder nicht. Für mich sind sie jedenfalls immer noch magisch.
Sibirische Lektüre :)
Eugen Esch
Ein knappes Jahr voller Emotionen, Eindrücke und wertvoller Erfahrungen im sibirischen Reich bereichert nun meine studentische Biografie. Eine durch diese Zeitspanne bedingte Euphorie, die von jeglichem Pathos meilenweit entfernt ist und auf einer allw?chentlichen Sehnsucht nach ?Wiedererleben“ fu?t.
Als Kind einer Sp?taussiedlerfamilie empfing mich der mitteleurop?ische Staat Deutschland zwischen Kindergarten- und Schulzeit aus dem steppenreichen Kasachstan. Obgleich mich wohl typische Integrationsprobleme in dieser Zeit bewegten, entkeimte in mir eine gedankenlose, kindliche Illusion über die Lebensumst?nde in den postsowjetischen Staaten. Denn dort im asiatischen Zentralgebiet standen Probleme wie Freunde, Sprache und ?hnliches nicht an der Tagesordnung. Damit erkl?re ich mir auch mein reges Interesse an der slawischen Sprache, Kultur und jeglicher Verbindungen bis heute, die mich in dieser Zeit pr?gten und distanzierte Idealisierungen formten. Wie auch? Wenn immense Menschenschlangen vor Lebensmittell?den als Folge der Sowjetunionaufl?sung erst im reifen Alter reflektiert werden k?nnen und erst dann als eine Mühseligkeit zu identifizieren sind. Diese Illusion und zugleich das daraus resultierende Verlangen zu erfahren, wie es tats?chlich im Leben der russischsprachigen Menschen aussieht, waren meine Beweggründe, um mich für ein Auslandsstudium in Tomsk zu entscheiden. Bei der Wahl der Universit?t entschied ich mich bewusst für unsere universit?re Partnerinstitution: die Staatliche Universit?t (TGU) in Tomsk. Zum einen gab ich den wiederholten Hinweisen: ?Tomsker haben eine speziell-angenehme Art,“ meines Jugendfreundes, der aus dieser Stadt stammt. Zum anderen reizte mich Sibirien auch als geheimnisvoller Fleck auf der Weltkarte voller Mythen, Klischees und Stereotypen. ?Wo finde ich wahrhaftig den Zugang zur russischen Seele, wenn nicht in der Provinz dieses Landes, weit weg von den Hauptst?dten dieses gro?fl?chigen Landes“, fragte ich mich? Tomsk, Sibirien – ein Kindheitstraum wurde wahr!
Angekommen in ?Sibiriens Athen“, wie der Fürst Vjazemskij Tomsk wegen seiner Bedeutung für Kultur und Bildung auf der asiatischen Seite Russlands im 19. Jhd. tituliert hat, war ich angetan von der russischen Architektur (?Russkoe zod?estvo“) dieser Stadt. Beim Erkunden meiner neuen Heimat verspürte ich regelrecht den Hauch eines russischen M?rchens; dafür sorgten diverse Holzarchitekturdenkm?ler (ca. 1800 Stück), wobei auch der pr?chtige Leninplatz und etliche orthodoxe Bauwerke, wie die aus der Barockzeit stammende Bogojavlenski-Kathedrale einen pittoresken Vorgeschmack boten. Nach anf?nglichen, wom?glich, trotz der Relativierung durch Herzlichkeit und Mühe der Mitarbeiter, nicht immer dem europ?ischen Standard würdigen Organisationsproblemen meiner Lehranstalt, begann meine Studienzeit an der TGU. Hier in der ersten sibirischen Universit?tsstadt, bei einer Einwohnerzahl von ca. 500.000 Menschen, wo jeder fünfte Tomsker ein Student ist, besuchte ich gleichzeitig zwei Fakult?ten: die Philologie und Philosophie. Als ich am ersten Tag meiner sibirischen Lehrzeit an der Türe eines Seminarzimmers in der Literatur anklopfte, stand mir eine fast unangenehme, aber im Nachhinein wohltuende Begegnung bevor. Diese Veranstaltung besuchte auch die Tochter eines Nobelpreistr?gers für Literatur, die zu dieser Zeit in Tomsk weilte und wie viele weitere Schriftsteller (u. a. Pelevin) nicht den Gang zur TGU scheute. Wir stellten uns gegenseitig vor, wobei ich etwas verlegen ihren Nachnamen Brodskaja registrierte und sie somit als Familienmitglied des russisch-US-amerikanischen Dichters Iosif A. Brodskij identifizierte. Des Weiteren empfand ich es als interessant, weitere Informationen ?aus erster Hand“ im Literaturbereich zu bekommen. Auch wenn uns in den Einführungsveranstaltungen der Literaturwissenschaft in Bamberg schon einiges über die sibirische Dorfprosa erz?hlt worden war, so hatte ich aufschlussreiche Begegnungen mit Lehrkr?ften an der TGU, die Schriftsteller dieser Literaturstr?mung wie Rasputin oder Astaf‘ev pers?nlich kannten und teilweise mit ihnen zusammenarbeiteten. Insgesamt, meine ich, kann die Staatliche Universit?t in Tomsk jedem Slavistikstudenten aus dem Ausland, unabh?ngig vom Sprachniveau, die M?glichkeit einer ad?quaten Weiterbildung bieten, . In den Sprach- und Literaturkursen für ausl?ndische Studenten der philologischen Fakult?t unterrichten meist erfahrene Lektoren. Ihr Erfahrungshorizont in diesem Sektor macht es m?glich im Nachhinein einen rasant angewachsenen Entwicklungsstand in den Bereichen Sprache und Allgemeinwissen festzustellen. Abgesehen von den Seminaren speziell für ausl?ndische Studierende, bei denen unbestritten ein zufriedenstellendes Niveau erreicht werden kann, empfehle ich etwas Mut bei der Entscheidung für Veranstaltungen, die für einheimische Studenten gedacht sind, zu beweisen. Die vermuteten Sprachdifferenzen sollten hier nicht als Hindernis gesehen werden, da Erfahrungswerte weiterer deutschst?mmiger Studenten zeigen, dass sich alle Kursteilnehmer samt Lehrkr?fte unheimlich auf die ?Bamberger Zug?nge“ freuen. Dabei wird euch von den Teilnehmern jegliche Hilfe angeboten. Dies best?tigt auch mein Werdegang, denn meine Russischkenntnisse, bedingt durch meinen Hintergrund, sind wohl durchaus ausreichend für den Tomsker Alltag, doch in den philosophischen und soziologischen Vorlesungen tat ich mich teilweise schwer. Dabei wurde ich immer von meinen Kommilitonen, die Professorinnen und Professoren und einem mich stets begleitenden Universit?tstutor unterstützt. Wobei gesagt werden muss, dass das Interesse an Menschen, die aus dem europ?ischen Gebiet kommen, allgemein deutlich zu spüren ist. Auch in Zeitungs- oder Fernsehinterviews wurden Studienkollegen mit einer fast mütterlichen Sorge gefragt: ?Vam nravitsja v Tomske?“ (Gef?llt es Ihnen in Tomsk?). Die Wahl der Nebenf?cher bat mir auch die M?glichkeit an soziologischen und philosophischen, russlandweiten Konferenzen teilzunehmen. Diese Besonderheit sehe ich heute noch als eine zentrale Eigentümlichkeit dieses Auslandsjahres. Zu konstatieren w?re nicht nur der professionelle Standard dieser Hochschule, die sich nicht ohne Stolz als eine der 100 besten universit?ren Einrichtungen weltweit pr?sentiert, sondern auch vor allem der menschliche Umgang und die Mühe der Beteiligten mir gegenüber sind unbestreitbar Anhaltspunkte, um eine Weiterempfehlung auszusprechen.
Die Klasse der Universit?t zeigte sich auch in den Unterkünften. Eine objektiv hohe Einstufung der Wohnm?glichkeiten im ?Parus“, einem segel?hnlichen Bau, best?tigten die h?ufigen euphorischen Auslegungen der Tomsker: ?Ty v Paruse ?ivesh!“ (Du lebst im Parus!), aber auch der Fakt, dieses privilegierte Quartier nur den Europ?ern und ?otli?nikam“ (Einserkandidaten) zur Verfügung zu stellen. Die Freizeitgestaltung in Tomsk bietet ein opulentes Angebot an Aktivit?ten um das Studentenwohnheim herum. Beispielsweise wird jedes Jahr gegenüber davon ein natürlicher See zur gr??ten Eisfl?che Sibiriens umfunktioniert und stellt afrikanische, asiatische und europ?ische Studenten beim dilettantischen Schlittschuhlaufen auf die Probe. Seitlich und entlang des Segelhauses er?ffnet sich ein charmanter Blick auf den Fluss Tom‘ und kann im Sommer für eine amüsante, musikalische Schiffsfahrt genutzt werden. Das kulturelle Programm w?hrend meines Auslandsaufenthalts genoss ich in den Konzerthallen Tomsks. Dabei war eine vielf?ltiges Angebot vom russischen Chanson bis zur Klassik (u. a. Allegrova, P‘eha, die Gruppe Ljube, Bilan, Gergiev) vorhanden. Zugleich kam auch die slavische Hochkultur nicht zu kurz. Ein Pflichttermin sollte hier das Puppentheater (Theater der lebendigen Puppen ?2 plus Ku“) sein. Abgesehen davon bereicherten auch renommierte Gr??en wie Puschkin (?Pikovaja dama“, Pik Dame), Turgenev (Bezdene?’e) oder Bulgakov (?Master i Margarita“, Meister und Margarita) meine Ausflüge ins Theater. Doch das pr?gnanteste Erlebnis war eine moderne Breakdance-Gruppe namens Judi, die ursprünglich von Waisenkindern gegründet wurde und heute weit über die Grenzen Russlands durch ihre Tanzbegabung für Aufsehen sorgt. Die kontroverse Entstehungsgeschichte dieser Jungs aus Tomsk und die restlos ausverkauften Konzerthallen verleiteten auch mich zu einer Judi-Manie.
Die Stadt Tomsk hatte in ihrer Vergangenheit immer einen starken Bezug zum Deutschen. Etwa die H?lfte der Russlanddeutschen leben auch heute noch im Stadtgebiet (ca. 9000). Dadurch sind Deutsche aus der BRD für die Einheimischen unheimlich interessant. Einen Taxifahrer zu treffen, der nicht nach seinem mittlerweile in Wiesbaden oder Rosenheim lebenden Schulbankfreund fragt, entspricht eher der Ausnahme. Daher kann bei Sehnsucht nach der Heimat/Heimweh auch ein Kaffee im Café Klaus oder ein Bier in der Brauerei Krüger getrunken werden, was dort auch in den regelm??ig organisierten Germanistenrunden erfolgen kann. Wobei das Zusammenkommen der Deutschen in Tomsk eher im russisch-deutschen Haus oder der deutsch-evangelischen Kirche stattfindet. Beide Bauwerke geh?ren zu den architektonischen Highlights dieser Stadt und wurden regelm??ig bei deutschsprachigen Veranstaltungen (Feste, Gottesdienste) von mir besucht.
Das Denkmal der Stadt Tomsk ist eine Statue, die von Einheimischen A. P. ?echov gewidmet wurde. Ein ?Anton Pavlovi? ?echov in Tomsk mit den Augen eines betrunken in einer Pfütze liegenden Mannes“ als Antwort auf seine kritischen ?u?erungen gegenüber dieser Stadt. Auf der Durchreise nach Sachalin hielt sich der Autor im Jahre 1890 eine Woche in Tomsk auf und bis auf die Mittagsessen im Slavjanskij bazar (?Obedy horo?ie“/Mittagsessen sind gut), auf der Tom‘-Promenade gegenüber vom heutigen ?echov-Denkmal, ?u?erte er sich in seinen Notizen nur missbilligend über die Universit?tsstadt. Wer jedoch touristische Vorzeigerestaurants wie den Slavjanskij bazar meidet, lernt das ausgiebige Sortiment der Tomsker Kulinarikwelt erst wirklich kennen. Freilich kann ein Wiener Schnitzel auch im Restaurant München verspeist werden, doch eineAffinit?t zu deutschem Essen kann einem die M?glichkeit verwehren, z.B. georgische Hinkali oder armenischen Schaschlik zu kosten. Generell solltet ihr nicht immer den Schw?rmereien armenischer Taxifahrer mit durchaus auch sympathischer Gestik nachgehen, nur im ?Armenischen Haus“ zu dinieren, denn das k?nnte euch zu Gute kommen.
Meine Reisephilie konnte in Russland teilweise gestillt werden, denn das Studium in Tomsk gab mir die Chance von Burjatien über Sibirien, Kasachstan und Kirgisistan bis nach Zentralrussland zu reisen. An vielen Orten meiner Reise wurde ich durch verschiedene Assoziationen netterweise an die Slavistiklehrstunden in Bamberg zurückerinnert. In Ulan-Ude der Hauptstadt der Region Burjatiens sah ich f?rmlich die Karte Russlands aus der Sprachwissenschaft-?bung: ?Die slawischen L?nder und Sprachen im ?berblick“ - dort an der m?chtigsten Lenin-Büste (42 t) der Welt wurde ich an unsere russlandweite Zuordnung der F?derationssubjekte in Bamberg erinnert. Auf der gegenüberliegenden, sibirischen Seite des Baikalsees war ich beim Besuch der Stadt Krasnojarsk etwas irritiert, als einige Krasnojarsker beim Nachfragen, wo das Museum Surikovs liege, mich verwundert fragten, wer Surikov sei. Wobei ich das Unwissen natürlich nicht tragisch fand, sondern erstaunt darüber war, dass Surikov, den ich als eine Identifikationsfigur dieser Stadt und einen Künstler der Peredvi?niki aus der Kunstwissenschaft kannte, im Herzen der Ennisej-Stadt jemandem fremd erscheint. Ebenso war mein Ausflug nach Bischkek und in die ?sthetische Gebirgsumgebung dieser zentralasiatischen Metropole informativ. Hier stammt auch der kirgisische Schriftsteller ?ingiz Ajmatov her, mit dessen literarischer Sch?pfung ich erstmalig in einem Bamberger Literaturseminar in Berührung kam. Mein anschlie?ender Flug in meine langersehnte Geburtsstadt an der euroasiatischen Grenze wurde von der Lektüre der herzbewegenden, international angesehenen Liebeserz?hlung Ajtmatovs ?D?amilja“ begleitet und erleichterte das emotionale Wiedersehen. Ich blieb einige Tage, bevor es wieder in fr?nkische Gefilde zurückging und stellte dabei fest: ?Nichts war dort wie zuvor. Vielleicht h?tte ich die kindliche Illusion noch weiter aufschieben sollen…“.
Insgesamt ist festzuhalten, dass die Studienzeit in Tomsk meine Wünsche und Vorstellungen positiv best?tigten und ich es allen Slavistikkollegen weiterempfehlen m?chte. Hiervon sollte euch auch die Durchschnittstemperatur von 0°C im Jahr nicht abhalten….