Was der Mensch kann, was Maschinelles Lernen nicht kann
Künstliche Intelligenz ver?ndert Leben, Lernen und Arbeiten. ?ber M?glichkeiten und Grenzen diskutiert Prof. Dr. Ute Schmid regelm??ig mit Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Im Jahr 2020 engagiert sich die Professorin für Angewandte Informatik, insbesondere Kognitive Systeme, unter anderem für zwei neue Projekte: Seit Februar verst?rkt sie das Direktorium des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt). Und sie organisiert die 43. Deutsche Konferenz über Künstliche Intelligenz(KI2020) im September mit – eine der gr??ten KI-Konferenzen Europas. Was die Informatikerin pr?gt und motiviert, schildert sie im Interview.
Sie sind Psychologin und Informatikerin. Inwiefern pr?gt diese interdisziplin?re Kombination Ihre Forschung?
Ute Schmid: Bei einigen Themen sehr deutlich. Es macht Sinn, bei der Entwicklung von Maschinellem Lernen ein grundlegendes Verst?ndnis dafür zu haben, wie menschliches Lernen funktioniert – manchmal, um sich demütig zu verbeugen, was der Mensch alles kann und Maschinelles Lernen nicht. Ein empirischer Blick auf menschliche Lernprozesse ist auch wertvoll, um sich algorithmische Anregungen zu holen, als Impulsgeber für die Entwicklung Maschinellen Lernens.
Grundlegendes Verst?ndnis darüber, wie menschliche Lern- und Denkprozesse funktionieren, ist auch wesentlich dafür, funktionierende Schnittstellen für Mensch-KI-Partnerschaften, also die Interaktion von Mensch und Künstlicher Intelligenz, zu entwickeln. Rein autonome Anwendungen von Maschinellem Lernen sind in vielen Bereichen gar nicht m?glich, insbesondere nicht in sicherheitskritischen Bereichen, in denen Transparenz und Nachvollziehbarkeit unverzichtbar sind, wie etwa in der Medizin.
Sie engagieren sich auch dafür, Kindern Informatik beizubringen. Was motiviert Sie?
Als ich 2004 an die Uni Bamberg kam, damals als einzige Frau im Kollegium der Fakult?t, waren bei den Studierenden nur etwa zehn Prozent weiblich. Das war für mich der Ausl?ser, mich dafür zu engagieren, M?dchen die Chance zu geben, Neigungen und Begabungen im Bereich Informatik zu entdecken und zu entwickeln. Viele Studien legen nahe, dass es entscheidend ist, in frühem Alter anzufangen, Kinder an MINT-F?cher, also auch an Informatik, heranzuführen.
Besonders spannend finde ich zurzeit, wie man das Thema Künstliche Intelligenz altersgerecht vermitteln kann. Für Kinder im Grundschulalter habe ich ein Lernspiel konzipiert, mit dem grundlegende Konzepte des Maschinellen Lernens anschaulich und begreifbar werden. Für Jugendliche ab zw?lf Jahren – und vielleicht auch für Erwachsene ohne entsprechenden Hintergrund – habe ich mit Michael Siebers und Katharina Weitz das Buch ?KI selber programmieren“ geschrieben, das grundlegende Bereiche wie Inferenz in semantischen Netzen, Maschinelles Lernen, Spiele, Sprache und Emotion ganz konkret einführt. Damit kann auch verst?ndlich werden, dass reine Mustererkennung nicht das Gleiche ist wie tats?chliches Verstehen, auch wenn es manchmal bei einem Chatbot so scheint, als würde er verstehen, was gesagt wird.
Wie sch?tzen Sie den Auftrag des bidt ein, den Dialog mit der Gesellschaft über die Auswirkungen der Digitalisierung zu suchen?
Ich halte den Dialog mit der Gesellschaft für extrem wichtig. Ich glaube, dass die Entwicklung, die Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen nehmen, alle Lebensbereiche der Gesellschaft betrifft. Sie wird bestimmen, wie wir leben, lernen, arbeiten, gepflegt werden. Daher ist es so wichtig, dass Wissenschaft und Politik mit den Bürgerinnen und Bürgern im Dialog darüber sind, wie wir als Gesellschaft mit KI leben wollen.
Hinweis
Dieses Interview wurde mit freundlicher Genehmigung des bidt ver?ffentlicht: https://www.bidt.digital/interview-uteschmid/ Das Forschungsinstitut tr?gt dazu bei, Entwicklungen und Herausforderungen der digitalen Transformation besser zu verstehen.