Statt Tier?rztin wollte sie doch lieber Universit?tsprofessorin werden
Geboren und aufgewachsen in Bonn, hat ihr beruflicher Weg Prof. Dr. Silvia Annen zum Wintersemester 2020/21 nach Bamberg geführt. Sie verst?rkt seit 1. Oktober das Team der Bamberger Wirtschaftsp?dagogik und hat neben Prof. Dr. Karl-Heinz Gerholz eine Professur in diesem Fachbereich an der Fakult?t für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften inne. Die Interaktion mit den Studierenden ist ihr in der Lehre besonders wichtig. In der Forschung liegen ihre Schwerpunkte unter anderem auf der Verwertbarkeit von Qualifikationen und Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt sowie deren Anerkennung auch im Kontext internationaler Mobilit?t. Insgesamt ist Frau Prof. Annen in ihrer Forschung eine international vergleichende Perspektive wichtig. Im Interview erz?hlt sie unter anderem von ihrem beruflichen Werdegang, ihrem ersten Eindruck von der Stadt und der Universit?t Bamberg sowie von ihrer Forschung.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
Silvia Annen: Ich wollte lange Zeit Tier?rztin werden, im Teenageralter dann ?rztin. Irgendwann habe ich festgestellt, dass der Beruf wohl doch keine so optimale Wahl für mich w?re, weil ich mit dem Anblick von Blut ein Problem habe. Nach dem Abitur habe ich zun?chst eine Bankausbildung gemacht, was für Wirtschaftsp?dagogen recht typisch ist und mir auch jetzt noch hilft, weil ich selbst die Erfahrung einer berufspraktischen Ausbildung gemacht habe.
Wie ging es nach der Ausbildung beruflich für Sie weiter?
Mein Berufsschullehrer hat mir den Studiengang Wirtschaftsp?dagogik ans Herz gelegt und so studierte ich das Fach dann tats?chlich an der Universit?t zu K?ln, wo ich anschlie?end noch zwei Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin besch?ftigt war. Insgesamt 13 Jahre war ich beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn als Projektleiterin für Forschung und Entwicklung t?tig. Gef?rdert durch ein DFG-Stipendium habe ich zudem zwei Jahre als Gastwissenschaftlerin am Ontario Institute for Studies in Education an der University of Toronto in Kanada gearbeitet.
Zu welchen Themen haben Sie in Kanada geforscht?
In Kanada hatte ich ein sehr interessantes Projekt. Es ging um den Vergleich von Kanada und Deutschland, was die Anerkennung ausl?ndischer Qualifikationen und Kompetenzen auf dem nationalen Arbeitsmarkt angeht. Ich finde, die Integration von Zugewanderten ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema. Kanada hat damit als traditionelles Einwanderungsland schon viele Erfahrungen gemacht und entsprechende Programme sowie Institutionen entwickelt, die Zuwanderung st?rker steuern und f?rdern. Trotzdem hat das Land bei der Integration in den Arbeitsmarkt ?hnliche Probleme wie Deutschland, wenn es darum geht, Qualifikationen von Zuwanderern einzuordnen und diese im neuen kulturellen und geographischen Kontext bestm?glich zu nutzen.
Und was m?chten Sie in Bamberg erforschen?
Als Wirtschaftsp?dagogin werde ich mich mit Fragen rund um die berufliche Bildung besch?ftigen. Mit dem Leibniz Institut für Bildungsverl?ufe (LIfBi), das in Bamberg angesiedelt ist, bietet sich natürlich auch die Chance, Fragen in den Bereichen Bildungsverl?ufe und Bildungsentscheidungen zu erforschen. Hier interessiert mich besonders, was junge Menschen zu einer beruflichen beziehungsweise einer akademischen Ausbildung bewegt und wie sich diese dann auf dem Arbeitsmarkt verwerten lassen. Daneben ist mir nach wie vor die international vergleichende Forschung sowie der entsprechende Austausch wichtig. Das deutsche Berufsbildungssystem ist einzigartig, es lohnt sich deshalb, den Blick zus?tzlich auf andere L?nder zu richten. Diese Themen werden sich auch in den Inhalten meiner Lehrveranstaltungen widerspiegeln.
Worin besteht Ihr Selbstverst?ndnis als Professorin – besonders in Bezug auf die Lehre?
In der Hochschullehre ist mir die Interaktion mit den Studierenden besonders wichtig. Ich m?chte nicht vor dem Kurs stehen und die absolute Wahrheit verkünden, sondern die Studierenden einbinden und sie ermuntern, sich eigene Gedanken zu Kursinhalten zu machen, eigene Ideen zu haben und vor allem Dinge kritisch zu hinterfragen. Und mir ist es wichtig, die Lern- und Probleml?sekompetenz der Studierenden zu f?rdern, damit sie sich eigenst?ndig mit verschiedenen Problemfeldern befassen und sich diese erschlie?en k?nnen.
Was war Ihr erster Eindruck von der Universit?t Bamberg?
Schon beim Vorsingen für die Professur ist mir aufgefallen, wie herzlich hier alle sind. Die Universit?t Bamberg ist keine Massenuni, an der man nur eine Nummer ist. Das finde ich sehr angenehm.
Und wie gef?llt Ihnen die Stadt Bamberg?
Die Altstadt ist supersch?n mit den kleinen Gesch?ftchen und der Fu?g?ngerzone, durch die man spazieren kann. Und ich finde es toll, dass eigentlich alles fu?l?ufig erreichbar ist. Au?erdem bin ich glücklich, dass ich wieder in einer Stadt mit einem Fluss wohne – das gibt man als Rheinl?nderin ungerne auf.
Was m?chten Sie hier in Bamberg noch gerne machen?
Von meinen Kolleginnen und Kollegen habe ich schon erfahren, dass ich mit ihnen zusammen noch ein Bierdiplom machen muss. Dem Bier kann man sich hier glaube ich nicht ganz verschlie?en. Vielleicht kann ich den Bambergern auch noch das K?lsch n?herbringen. Ich m?chte den kulturellen Austausch sozusagen durch Getr?nke bef?rdern. Aber ich glaube, das wird eher nichts - bisher wurde beim Thema K?lsch nur die Nase gerümpft.