Benjamin Herges/Universit?t Bamberg

Seraina Plotke hat seit 1. April die Professur für Germanistische Medi?vistik inne.

"Bamberg geh?rt zu den ?ltesten Orten des Buchdrucks"

Seraina Plotke ist neue Professorin für Germanistische Medi?vistik

Prof. Dr. Seraina Plotke erforscht unter anderem die Anf?nge des Buchdrucks. Die neue Professorin für Germanistische Medi?vistik hat zu Beginn des Sommersemesters 2019, am 1. April, ihre Arbeit an der Universit?t Bamberg aufgenommen. Diese Woche beginnen die Vorlesungen. Warum die Germanistin mit ihren Forschungsschwerpunkten in Bamberg genau richtig ist, schildert sie im Interview.

Was war Ihr erster Eindruck von der Universit?t Bamberg?

Seraina Plotke: Die Universit?t Bamberg gef?llt mir ganz besonders, weil sie ins Stadtzentrum eingebettet ist, in die mittelalterliche Stadtstruktur. Es freut mich, dass ich nach Bamberg kommen durfte, eine der ?ltesten Druckerst?dte überhaupt. Albrecht Pfister arbeitete hier als erster Drucker au?erhalb von Mainz, nachdem Gutenberg um 1450 den Buchdruck erfunden hatte. Mit meiner Forschungsthematik – Mittelalter und Frühe Neuzeit – kann ich vielseitige regionale und lokale Bezüge herstellen. Ich kann mich in Gefilden bewegen, in denen das Mittelalter und die Frühe Neuzeit noch immer zu fassen sind.

Stellen Sie Ihre Forschungsschwerpunkte bitte kurz vor?

Ein übergreifendes Thema ist Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft, vor allem in Bezug auf die Medien- und Buchgeschichte – sei es im Bereich der Erz?hlforschung im Hochmittelalter oder der Entwicklung neuer Textsorten im Sp?tmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Letztere stehen im Zusammenhang mit den Anf?ngen des Buchdrucks und des medialen Wandels. Diese Themen haben gesellschaftliche Relevanz, man kann sehr sch?n Brücken zur heutigen Zeit mit ihren enormen medialen Ver?nderungen schlagen: Eine durchaus vergleichbare Medienwende gab es auch mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert.

Besch?ftigen Sie sich mit dem Buchdruck gerade in einem Forschungsprojekt?

Im Februar habe ich mit zwei Mitarbeiterinnen ein Projekt zu den Anf?ngen des Buchdrucks begonnen. Es geht um Sebastian Brant, der als Verfasser des Narrenschiff berühmt wurde. Dieser Druck kann als erster Bestseller gelten, der von einem Humanisten konzipiert wurde. Natürlich war die Gutenberg-Bibel auch ein Bestseller, aber ihr Text ist ja nicht in dieser Zeit entstanden.

Und in dem Forschungsprojekt geht es um das Narrenschiff?

Nicht nur. Es geht um Sebastian Brant als Schlüsselfigur der frühen Druckgeschichte; jemanden, der Latein und Volkssprache als humanistischer Gelehrter bedient. Heute verbinden wir mit Humanismus vor allem Aufkl?rung und vergessen darüber, dass die meisten Menschen damals hochreligi?s waren. Sebastian Brant hat zum Beispiel lateinische Marienlyrik erstellt. Ein Teilprojekt vergleicht seine deutschen mit seinen lateinischen Texten. Das zweite Projekt schl?gt eine Brücke zu den Gender Studies. Es betrachtet die Rezeption des Narrenschiff in Bezug auf geschlechtergeschichtliche Fragen, zum Beispiel fragt es nach Konzepten von M?nnlichkeit und Weiblichkeit. Zu den Anf?ngen des Buchdrucks halte ich im Sommersemester auch eine Vorlesung.

Was m?chten Sie Studierenden vermitteln?

Keine Frage, ich m?chte die Studierenden für mein Fach begeistern. Von der Schule her haben die meisten kaum die historische Dimension der Literaturwissenschaft im Blick. Deswegen er?ffne ich ihnen zun?chst einmal, welche fabelhaften Texte wir im Mittelalter haben und was diese hergeben. Ich habe jüngst eine Vorlesung über Feen, Zwerge und Hybridwesen in mittelalterlichen Erz?hltexten gehalten. An solchen Inhalten kann man aktuelle, gesellschaftsrelevante Themen spiegeln, zum Beispiel mithilfe der Queer Studies, die sich mit festen Identit?tszuschreibungen im Bereich der Sexualit?t und des Geschlechts auseinandersetzen. Im Bereich der Gender Studies forschen mehrere Kolleginnen und Kollegen aus anderen F?chern an der Universit?t Bamberg. Ich m?chte mich in Forschung und Lehre mit ihnen sowie weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vernetzen und gemeinsame Forschungsprojekte angehen.

Ich danke Ihnen vielmals für das Gespr?ch!

 

Weitere Informationen über Seraina Plotke finden Sie auf ihrer Homepage.