Patricia Achter/Universit?t Bamberg

Birgitt Hoffmann freut sich sichtlich über die Geschenke und musikalischen Beitr?ge.

Patricia Achter/Universit?t Bamberg

Bert G. Fragner spricht über Potenziale und Gef?hrdungen des Faches Iranistik.

Patricia Achter/Universit?t Bamberg

Birgitt Hoffmann mit Nachfolger Christoph Werner (l.) und Vorg?nger Bert G. Fragner (r.).

Patricia Achter/Universit?t Bamberg

Hadi Alizadeh musiziert auf der Rahmentrommel.

- Patricia Achter

Drei Generationen Bamberger Iranistik

Birgitt Hoffmann feierte Abschied mit Vorg?nger und Nachfolger

Au?ergew?hnlich ist es, wenn drei Generationen Bamberger Iranistik-Professorinnen und -Professoren bei einer Abschiedsvorlesung aufeinandertreffen – so geschah es am 11. Juli 2019. Prof. Dr. Birgitt Hoffmann verabschiedete sich als Inhaberin des Lehrstuhls für Iranistik: Sprachen, Geschichte und Kultur. Sie lud ihren Nachfolger Prof. Dr. Christoph Werner als Gast und ihren Vorg?nger Prof. Dr. Bert G. Fragner als Redner ein. Letzterer rückte die Potenziale und Gef?hrdungen des Faches Iranistik ins Bewusstsein der Universit?tsangeh?rigen. Eine sch?ne ?berraschung: Hadi Alizadeh musizierte mit Perkussionsinstrumenten und ein eigens zusammengestellter Instituts-Chor unter Leitung von Mitra Sharifi sang für die Gastgeberin.

?ber Bert G. Fragner sagt die Jubilarin, dass er sie in rund 25 Jahren Zusammenarbeit wesentlich gepr?gt habe. Er wiederum bezeichnet sie als eine seiner ?besten Freundinnen im wissenschaftlichen Leben“. Der Forscher betonte im Festvortrag, wie umfassend und wichtig die Iranistik und das Persische seien. Dem stimmt Birgitt Hoffmann zu: ?In den orientalistischen F?chern sind wir oft nur mit einer Professur vertreten. Deshalb bieten wir für Studierende ein relativ breites Spektrum an: Geschichte, Kulturgeschichte, Literatur; im Grunde vom Mittelalter bis in die Gegenwart.“

Schwerpunkte: Mongolenzeit und autobiographisches Erz?hlen

Innerhalb dieses breiten Spektrums w?hlte die Iranistin vor allem zwei Forschungsschwerpunkte. Zum einen fasziniert sie seit vielen Jahren die Mongolenzeit, das 13. und 14. Jahrhundert, eine Zeit der Globalisierung und des intensiven Kulturaustausches. Sie hat viele unterschiedliche Quellen untersucht, wie Stiftungsurkunden, Chroniken und Dichtung. Neben zahlreichen Aufs?tzen und Beitr?gen besch?ftigte sie sich mit der Thematik insbesondere in ihrer Habilitationsschrift, die im Jahr 2000 erschien: Waqf im mongolischen Iran. Ra?īduddīns Sorge um Nachruhm und Seelenheil.

Ein zweiter Schwerpunkt ist das autobiographische Erz?hlen in unterschiedlichen Formaten. Die Forscherin konzentrierte sich insbesondere auf die Reiseliteratur aus dem 19. Jahrhundert. Darin schilderten Iraner, wie sie Europa auf ihrer Reise wahrnahmen oder auch, wie sie die nah?stlichen Nachbarstaaten auf ihrer Pilgerreise nach Mekka empfanden. ?Birgitt Hoffmann hat schon Erz?hl- und Ged?chtnisforschung betrieben, als die Narratologie noch l?ngst nicht in aller Munde war“, würdigte Arabistin und Leiterin des Instituts für Orientalistik Prof. Dr. Lale Behzadi ihre Kollegin am 11. Juli. ?Sie hat die Geschichte verschiedener Epochen des iranischen Sprachraumes mit ihren Akteuren lebendig werden lassen und damit auch methodisch wichtige und bleibende Spuren hinterlassen.“ Neben ihrer Forschung sei sie begeisterte und begeisternde Hochschullehrerin gewesen.

Kulinarisches, Exkursionen, Auslandssemester

Birgitt Hoffmanns Ziel war es, den Studierenden die vielf?ltigen Seiten der Iranistik umfassend vorzustellen. Sie führte etwa Seminare zur kulinarischen Kultur im Iran oder auch Exkursionen durch, zum Beispiel in den Iran oder nach Indien. Diese vorzubereiten und durchzuführen, war immer ein ganz besonderer H?hepunkt für Birgitt Hoffmann: ?Ich hatte den Eindruck, dass die Exkursionen auf gro?e Begeisterung gesto?en sind und Studierende st?rker an das Fach gebunden haben.“ Ebenso wichtig sei ihr das Austauschprogramm mit der Universit?t Teheran gewesen, das Studierenden ein Auslandssemester erm?glichte. Sie seien mit überwiegend positiven Erfahrungen aus dem Iran zurückgekommen – einem Land, mit dem viele Deutsche ?ngste verbinden.

Orientalistik als solidarische F?chergruppe

Für ihr vielf?ltiges Wirken bedankten sich Vizepr?sidentin Prof. Dr. Margarete Wagner-Braun und Dekan Prof. Dr. Markus Behmer bei Birgitt Hoffmann: Sie habe in Lehre und Forschung wesentliche Akzente gesetzt, die Iranistik gepr?gt und sich in universit?ren und externen Gremien herausragend engagiert. Die Wissenschaftlerin war unter anderem Mitglied im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und in Auswahlkommissionen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Von 2009 bis 2014 leitete Birgitt Hoffmann das damalige Institut für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients, Islamwissenschaft und Judaistik (heute: Institut für Orientalistik). Sie selbst sagt, es sei ihr ?immer wichtig gewesen, dass wir uns als solidarische F?chergruppe verstehen.“ Kleine F?cher wie in der Orientalistik müssten zusammenhalten und den Wert ihrer Arbeit kommunizieren: ?Wir bilden wenige, aber in Nischen sehr gefragte Expertinnen und Experten für bestimmte Regionen aus, die auch au?erhalb des unmittelbaren Wissenschaftsbereichs, zum Beispiel im Journalismus oder in internationalen Organisationen, unterkommen.“

Kollegialer Umgang an der Universit?t Bamberg

Im Ruhestand m?chte sich Birgitt Hoffmann wieder verst?rkt auf ihre Forschung konzentrieren. Ob ein gro?es Werk entsteht oder mehrere Aufs?tze, ist noch offen. Der Universit?t Bamberg wird sie jedenfalls die Treue halten. Sie erinnert sich noch genau an das Gefühl, als sie im Jahr 2005 als Lehrstuhlinhaberin in die oberfr?nkische Stadt zurückkam, in der sie schon als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet hatte: ?Ich werde nie vergessen, dass ich mit einer gro?en Freude und Erleichterung nach Bamberg gekommen bin, wo mir vor allem der angenehme und kollegiale Umgang unter den Universit?tsangeh?rigen gefallen hat.“

Einen Lebenslauf von Birgitt Hoffmann finden Sie auf der Webseite des Lehrstuhls