Sommersemester 2020

Unm?gliche Liebe: Trobadorlyrik, Minnesang und ihre Weiterentwicklungen

Gemeinsam mit Alyssa Steiner, M.St. (Germanistik)

Die unerfüllte, nicht realisierbare Liebe zieht sich als Topos durch die Liebeslyrik der mittelalterlichen Volkssprachen bis in die Renaissance. Die okzitanischen Trobadors, die nordfranz?sischen Trouvères sowie die mittelhochdeutschen Minnes?nger besitzen ihren eigenen unverwechselbaren Horizont, der sie von den Liebesdichterinnen und -dichtern der folgenden Epochen grundlegend abhebt. Ausgangspunkt des Seminars soll daher die h?fische Liebe – fin’amor bzw. die ?hohe Minne‘ – und ihre Dichtung über unerwiderte Zuneigung des ?Ichs‘ zum Objekt seiner Begierde sein. Anhand eines komparativen Ansatzes sollen deutsche, franz?sische, okzitanische und italienische Liebeslyrik parallel zueinander in den Blick gefasst werden, um einerseits gemeinsame Traditionslinien zu identifizieren, andererseits Bruchstellen herauszuarbeiten. Darüber hinaus soll untersucht werden, wie diese Formen und Themen der Liebeslyrik in anderen Sprachen und Kulturen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Hier wollen wir unter anderem Lyriker aus dem Prüfungskanon für das erste Staatsexamen (Walter von der Vogelweide, Petrarca, Ronsard) behandeln. Wir betrachten Kontinuit?ten und Differenzen der Liebeslyrik und reflektieren interdisziplin?r die unterschiedlichen Forschungsdiskurse, um mit dem Austausch je ein erweitertes Verst?ndnis in Romanistik und Germanistik zu erhalten.

Kenntnisse der alten Sprachstufen sind vorteilhaft, aber nicht erforderlich. Neben den Texten in Mittelhochdeutsch, Altfranz?sisch usw., werden zur interdisziplin?ren Textarbeit auch ?bersetzungen zur Verfügung gestellt.

Zur vorbereitenden Lektüre wird bspw. empfohlen: Bergner, Heinz, Hrsg. Lyrik des Mittelalters: Probleme und Interpretationen. Stuttgart: Reclam, 1983. 2 B?nde.

 

Wintersemester 2019/20

Postkolonialismus am Beispiel des Maghreb

Seminar/?bung Franz?sische Literaturwissenschaft
Seminar/?bung Franz?sische Kulturwissenschaft

Nach einer langen, pr?genden Zeit der Kolonialherrschaft erlangten die L?nder des sogenannten Maghreb (Algerien, Marokko, Tunesien) zu Beginn der 1960er Jahre nach und nach ihre Unabh?ngigkeit von Frankreich. Allerdings kann man die Frage aufwerfen, ob eine komplette Emanzipation stattgefunden hat bzw. überhaupt m?glich war. So postuliert der Postkolonialismus, dass eine Befreiung der Kolonien nur im politischen, nicht jedoch im kulturellen und identit?ren Sinne erfolgt sei. Mit der Kolonialisierung hat demnach ein gewaltsamer Kulturkontakt stattgefunden, der im Laufe der Zeit die Kultur des kolonisierten Raums zerst?rt hat. Somit wurden auch die Geschichte und das Wissen über die eigene Kultur von den Kolonialherren festgelegt. Scheinbar authentische Ph?nomene werden im Maghreb auch heute noch aus westlicher Sicht gedeutet. Der Postkolonialismus will eine Modifizierung dieser Strukturen vornehmen und auch den Inhalt des historischen Wissens über die Kolonialzeit zu ver?ndern.

Zur Untersuchung dieser Thesen befassen wir uns mit zwei exemplarischen Romanen: Assia Djebars ?L’amour, la fantasia“ (Teil des Kanons für das 1. Staatsexamen) und Yasmina Khadras ?Ce que le jour doit à la nuit“, sowie mit den wichtigen Theoretikern des Postkolonialismus (Edward Said, Gayatri Spivak, Homi K. Baba, Frantz Fanon).

 

Sommersemester 2019

Hommes révoltés - politische Debatten und Intellektuelle in Frankreich

Seminar/?bung Franz?sische Literaturwissenschaft
Seminar/?bung Franz?sische Kulturwissenschaft

Im Rahmen der Dreyfus-Aff?re entsteht in Frankreich der Begriff der Intellektuellen . Er dient als Oberbegriff für angesehene Schriftsteller oder Akademiker, die mit Hilfe von Zeitungsartikeln, Essays oder ganzen Büchern ihre Ansichten zu aktuellen kulturellen und politischen Themen Publik machen. Allerdings kann man diese Tradition bereits bei Voltaire ansetzen und über gro?e Namen wie Victor Hugo und Madame de Sta?l bis zu Zola verfolgen. Dessen erfolgreiche Intervention für Dreyfus und das daraus erwachsene Selbstbewusstsein der Intellektuellen k?nnen als Anfangspunkt des von Debatten gepr?gten 20. Jahrhunderts in Frankreich sein, die ihren H?hepunkt mit der Debatte um den Algerienkrieg und der 68er-Bewegung finden (etwa mit dem Feminismus). Aber auch zu kulturwissenschaftlichen Themen von heute z?gert die franz?sische Feder nicht, sich zu ?u?ern, etwa Religionsfreiheit oder gleichgeschlechtliche Ehe.

Ziel des Kurses ist es, anhand der Intellektuellen und ihres Engagements die Geschichte Frankreichs v.a. im 20. und 21. Jahrhundert zu erarbeiten, kultursoziologisch zu analysieren und dabei wichtige Erinnerungsorte (Pierre Nora) der franz?sischen Kultur zu entdecken. Ebenso werden die Texte aus einer literaturwissenschaftlichen Perspektive behandelt und analysiert.

 

Wintersemester 2018/19

Ritter und Ritterlichkeit in der altfranz?sischen Literatur

Seminar/?bung Franz?sische Literaturwissenschaft

Auch ca. 900 Jahre nach ihrer ersten literarischen Aufzeichnung sind Ritter, ihre Abenteuer, Ideale und ihr Handeln noch immer popul?r. Verfilmungen der Artussagen oder Fanatsyserien wie Game of Thrones k?nnen dies bezeugen. In diesem Kurs soll den Ursprüngen der Ritterlichkeit in der franz?sischen Literatur nachgegangen werden. Welche Eigenschaften muss ein guter Ritter aufweisen? Was sind m?gliche Verfehlungen dieser Ideale? Wie werden Helden(mythen) geschaffen? Welche Geschlechterrollen werden dargestellt?
Um auch die unterschiedlichen Formen der Darstellung dieser Ideale zu behandeln, wird aus den vorherrschenden Gattungen ein repr?sentatives Korpus untersucht. Als h?fischer Roman Chrétien de Troyes' Erec et Enide (Teil des Kanons für die literaturwissenschaftliche Staatsexamensprüfung), die Lais der Marie de France, sowie in Auszügen die Chanson de Roland und die Chanson d'Antioche als Chansons de Geste.
Eine Kenntnis des Altfranz?sischen ist au?erordentlich hilfreich, wird aber nicht vorausgesetzt; ?bersetzungen ins Deutsche und/oder Neufranz?sische werden jeweils herangezogen.