Januar 2020: Prag in der Moderne im Spiegel der Künste. Exkursion nach Prag
Exkursion der Slavischen Kunst- und Kulturgeschichte vom 23. bis 26. Januar 2020 nach Prag im Rahmen des Seminars ?Tschechische Künstler und Fotografen und die Ismen der modernen Kunst“ von Prof. Dr. Ada Raev im Wintersemester 2019/20.
Gleich nach der Ankunft besuchten wir ein Juwel der kubistischen Architektur in Prag – das Haus zur Schwarzen Muttergottes (D?m U ?erné Matky Bo?í), das 1910-1911 nach Entwürfen von Josef Go?ár zun?chst als Kaufhaus erbaut wurde. Heute beherbergt es ein kleines Museum zum tschechischen Kubismus mit Verkaufsraum und dem Grand Café Orient.
Zu unserer Freude und ?berraschung gab es ganz in der N?he am Altst?dter Ring in den R?umlichkeiten der Galerie der Hauptstadt Prag eine kurzweilige Ausstellung über die multimedial aufgestellte Künstlervereinigung Devětsil (1920–1931) zu sehen. Zu den prominentesten Mitgliedern geh?rten u.a. Karel Teige, Jind?ich ?tyrsk?, Toyen, Zdeněk Pe?ánek und viele andere.
Unsere Exkursion führte uns natürlich in erster Linie in den Messepalast, wo heute die Kunstsammlungen des 19. bis 21. Jahrhunderts der tschechischen Nationalgalerie ausgestellt sind. Das im Inneren spektakul?re Geb?ude wurde von den Architekten Josef Fuchs und Old?ich Tyl im Stil des Funktionalismus entworfen und 1925-1928 erbaut. Die neu konzipierte st?ndige Ausstellung ?1796–1918: Art of the Long Century“ pr?sentierte uns in drei thematischen Kapiteln, ?The Man“, ?The World“ und ?The Ideas“, Künstlerinnen und Künstler verschiedener Generationen, Str?mungen und Nationalit?ten, darunter Josef Mánes, Pablo Picasso, Bohumil Kubi?ta oder Franz von Stuck. Auch die Ausstellung ?1918–1938: First Czechoslovak Republic“, die anl?sslich des 100. Jahrestages der Gründung der Ersten Tschechoslowakischen Republik zusammengestellt wurde, beeindruckte durch die Intensit?t und Internationalit?t des damaligen Kunstschaffens in Prag und anderen Zentren wie Brno, Zlín, Bratislava, Ko?ice und U?horod. Neben Malerei und Plastik zeugten auch zahlreiche Beispiele aus den Bereichen Buchkunst, Design und Architekturentwürfe von dem für die Epoche charakteristischen Spannungsfeld zwischen dem Bekenntnis zur Moderne auf der einen und dem Rückgriff auf lokale Traditionen auf der anderen Seite, um dem nationalen Selbstbewusstsein auf allen Ebenen Ausdruck zu verleihen. Gerade dieser Aspekt verbindet die historisch orientierte Ausstellung mit der gegenw?rtigen Identit?tssuche der Gesellschaft in der Tschechischen Republik.
Das Museum Kampa verdankt seine Existenz der privaten Initiative von Jan und Meda Mládek. Dort wird zur Zeit durch mehrere Ausstellungen eine Brücke geschlagen zwischen der tschechischen Moderne mit Franti?ek Kupka und Otto Gutfreund, Tendenzen der Gegenstandslosigkeit in den 1960er Jahren am Beispiel von Lubomír P?ibyl und gegenw?rtigen künstlerischen Positionen, vertreten durch den deutschen Künstler Ben Willikens. Der Zufall wollte es, dass wir vor Ort mit Ben Willikens ins Gespr?ch kamen, dessen Abendmahl (nach Leonardo Da Vinci) übrigens auch schon im Bamberger Dom zu sehen war.
Zum Abschluss unserer Exkursion nutzten wir die Gelegenheit, im legend?ren Nationaltheater der zweiten Premiere von Giacomo Puccinis letzter Oper, Turandot, beizuwohnen – sowohl die Architektur als auch die Musik und die moderne Inszenierung hinterlie?en einen bleibenden Eindruck. Als Fazit bleibt: Prag ist immer eine Reise wert!
Text: Magdalena Burger, Ada Raev
Fotos: Magdalena Burger, Ada Raev, Boris Raev