Maxim Kantor

Zum Abschluss der diesj?hrigen Bamberger Hegelwoche war die Kunst der Ehrengast. Zur Sprache kam unter anderem Maxim Kantors b?se-groteskes Bild ?Garden of Knowledge“.

Tim Kipphan/Universit?t Bamberg

Der Maler Maxim Kantor z?hlt zu den bedeutendsten Künstlerinnen und Künstlern Russlands.

Tim Kipphan/Universit?t Bamberg

Der Maler Maxim Kantor erkl?rte das H?ssliche an Hieronymus Boschs ?Garten der Lüste“.

Tim Kipphan/Universit?t Bamberg

Christian Illies, Maxim Kantor, Andreas Grüner und Mark W. Roche (v.l.) diskutierten zum Abschluss gemeinsam.

- Vera Katzenberger

Das sch?ne H?ssliche aus künstlerischer Perspektive

Abschluss der 27. Bamberger Hegelwoche mit Maler Maxim Kantor

Die Theorie muss mit der Realit?t konfrontiert werden – so hei?t es in der Wissenschaft. Auch zum Abschluss der Bamberger Hegelwoche folgte auf die Theorie Praxis. Aus künstlerischer Perspektive warf der russische Maler und Schriftsteller Maxim Kantor am 9. Juni in der AULA der Universit?t einen Blick auf das H?ssliche. Kantor z?hlt zu den bedeutendsten Künstlern Russlands, aus dem Elend und der H?sslichkeit der Welt bezieht er seine Produktivit?t.

Dass sich das H?sslich in der Kunst bis in die griechische Antike zurückverfolgen l?sst und auch im r?mischen Kaiserreich oder dem christlichen Mittelalter immer wieder Eingang in Kunstwerke fand, das hatten Prof. Dr. Andreas Grüner von der Universit?t Erlangen und Prof. Dr. Mark W. Roche von der University of Notre Dame in Indiana bereits zu Beginn der Hegelwoche am 7. und 8. Juni gezeigt.

Das H?ssliche der H?lle im paradiesischen Garten

Zum Abschluss der Hegelwoche spannte der Maler Kantor zun?chst den Bezugsrahmen für sein eigenes Schaffen auf, indem er über die Dualit?t von Sch?nheit und H?sslichkeit in Werken der nordeurop?ischen Renaissance sprach. Lange standen sich die ?sthetikvorstellungen von Gotik und Renaissance als unvereinbar gegenüber: Galten die Kanten und Spitzen detailbesessener gotischer Künstlerinnen und Künstler als h?sslich, sind in Kunstwerken der Renaissance viele Elemente klassischer Sch?nheit zu entdecken.

Als nordische Künstlerinnen und Künstler im 15. Jahrhundert jedoch nach Italien zu reisen begannen, fand die Renaissance bald Einzug in ihre gotischen Werke – und in Werken der Renaissance tauchten daraufhin verst?rkt Einflüsse der Gotik auf. Für diese Symbiose stehen die Werke von Hieronymus Bosch, Jan van Eyck, Lucas Cranach oder Pieter Bruegel. Sie verbinden rivalisierende Kunststr?mungen in einer kreativen Synthese. Kantor zeigte das ausführlich am Beispiel von Boschs Garten der Lüste: W?hrend ein klassisches Triptychon das Paradies in der linken H?lfte abbildet, ist die H?lle am rechten Bildrand verortet. In Boschs Gem?lde dringt das gotisch H?ssliche der H?lle allerdings in die Harmonie des Paradieses vor. ?Bosch drückt damit aus, dass diese Synthese letztlich zum Scheitern verurteilt ist, denn die H?lle und damit das H?ssliche ist überall“, so Kantor. Keine Synthese sondern eine Omnipr?senz des H?sslichen sei die Folge.

Suche nach dem Sch?nen im H?sslichen

Kantor selbst ist als Künstler bekannt, der sich mit expressionistisch-kraftvollem Pinselstrich immer wieder dem H?sslichen widmet. Seine Arbeiten zeigen oft den trostlosen Alltag, Elend und Armut. Gerne bedient er sich dabei aus dem Formen- und Figurenreichtum der zuvor dargestellten modernen Tradition. Doch ist er damit ein Maler des H?sslichen? Konzipiert er seine Bilder als Ausdruck einer tiefen H?sslichkeit der Welt?

Zum Abschluss der diesj?hrigen Bamberger Hegelwoche diskutierte Kantor diese Fragen mit seinen beiden Vorrednern Grüner und Roche unter Moderation des Organisators der Hegelwoche Prof. Dr. Christian Illies von der Universit?t Bamberg auf dem Podium. ?Wenn man zeichnet, verschwimmen Kategorien wie das Sch?ne und das H?ssliche miteinander“, so Kantor. In seinem b?se-grotesken Bild Garden of Knowledge, sowie in seinem faschistisch-bedrohlichen Menschenmassenbild Brown Spring fanden die Mitredner denn auch zahlreiche ?sch?ne“ Elemente: harmonische Farbstellungen und Formenkombinationen oder auch die detailgetreue Zeichnung von Gesichtern, darunter, wie Kantor erkl?rte, auch die seiner Frau und seiner Kinder. In der Kunst wie im Leben gebe es eben nicht nur Schwarz und Wei?. Und so endet die diesj?hrige Hegelwoche mit Kantors Fazit: ?Vieles was sch?n ist, ist zugleich h?sslich, und was h?sslich wirkt, ist oft trotzdem sch?n.“