Die mittelalterlich-frühneuzeitliche Dorfwüstung Lindelach

Projektleiter: Prof. Dr. Ingolf Ericsson

Projektbearbeiter: Dr. Eike Henning Michl

Projektfinanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (Sachbeihilfe Gesch?ftszeichen ER 306/10-1), Dr. Ottmar Wolf Kulturstiftung

Kooperationspartner: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Stadt Gerolzhofen

Laufzeit: 2015–2017

Im Rahmen des vom Lehrstuhl für Mittelalter- und Neuzeitarch?ologie zwischen 2007 und 2015 durchgeführten DFG-Forschungsprojektes "Bischofspfalz und Wüstung Lindelach bei Gerolzhofen" gelang die partielle arch?ologische Untersuchung zweier überregional herausragender Bodendenkm?ler Nordbayerns und die nach Ma?nahmenabschluss bereits vorgelegte Rekonstruktion einer früh- bis sp?tmittelalterlichen Siedlungskammer Süddeutschlands mit sp?tmerowingerzeitlicher Burganlage, karolingischem K?nigshof, ottonischem Pfalzbau und einem hoch- bis sp?tmittelalterlichen Verwaltungssitz der Würzburger Bisch?fe bis in die Zeit um 1400 auf dem Kapellberg bei Gerolzhofen (siehe dazu: Michl 2015).

Die frühneuzeitlichen arch?ologischen Hinterlassenschaften der nahen, bis in das 10. Jahrhundert zurückzuverfolgenden und 1631 w?hrend des Drei?igj?hrigen Krieges aufgelassenen l?ndlichen Siedlung Lindelach mussten hierbei aufgrund des überraschend hohen Erkenntnisgewinns des Forschungsprojektes und der Fülle des Fundmaterials vorerst ausgeklammert werden.

Die abschlie?ende wissenschaftliche Bearbeitung dreier arch?ologisch teilweise untersuchter Parzellen des frühneuzeitlichen Dorfes aus dem beginnenden 15. Jahrhundert sowie den Jahrzehnten um 1600 und ihre Einbindung in die Siedlungsgeschichte der Region l?sst sich nun erfreulicherweise in einem weiteren, erneut von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gef?rderten Projekt fortführen.

Dieses bietet aus verschiedenen Gründen ein forschungsgeschichtlich hohes Ergebnispotential: Einerseits kann mit der Vorlage eines umfangreichen und vor allem gut datierbaren Keramikinventars eines abgebrannten Kellers samt angrenzenden Brunnen aus der 1. H?lfte des 15. Jahrhunderts eine nach wie vor gr??tenteils fehlende Grundlagenarbeit für die diesbezügliche Keramikforschung Süddeutschlands erstellt werden.

Andererseits bildet insbesondere die Siedlungsarch?ologie der frühen Neuzeit und des Drei?igj?hrigen Krieges aufgrund einer oftmals zu beobachtenden Konzentration auf die milit?rischen Aspekte dieses Konfliktes hier die M?glichkeit, mit den angetroffenen Funden und Befunden Einblicke in die Alltagskultur der l?ndlichen Bev?lkerung dieser Epoche abseits der Kriegshandlungen zu erhalten, wenngleich auch Lindelach sich diesem Konflikt letztlich nicht entziehen konnte.

Denn obgleich diese Thematik nicht den ?ffentlichen oder wissenschaftlichen ?Impact“ von mittelalterlichen Pfalzen oder Gr?berfeldern zu haben scheint, fehlen in vielen Teilen Süddeutschlands weiterhin arch?ologische Grundlagenarbeiten zur frühneuzeitlichen Siedlungsforschung. Die Vorlage der unterfr?nkischen Funde und Befunde kann hier ihren Teil dazu beitragen, dieses Defizit auszugleichen.

Die Ergebnisse sind nun ausführlich nachzulesen bei:

Michl 2017
E. H. Michl, Ausgrabungen in der Wüstung Lindelach. Ein arch?ologischer Beitrag zur Siedlungsforschung und Sachkultur des Sp?tmittelalters und der frühen Neuzeit. Bamberger Schr. Arch. Mittelalter u. Neuzeit 7 (Bonn 2017).